Die (Heil-)Kraft der Literatur ist ungebrochen und auch die Liste der heimischen Neuerscheinungen (siehe unten) gibt allen Grund zur Freude, dennoch ist natürlich auch die Buchbranche von der Coronakrise massiv betroffen. Gustav Soucek, Geschäftsführer des Hauptverbandes des österreichischen Buchhandels, spricht von „drastischen Umsatzeinbrüchen“ im Bereich von 40 bis 50 Prozent, der nur teilweise durch den Onlinehandel ausgeglichen werden kann. „Sorgen bereiten uns vor allem die vielen österreichischen Verlage. Die bleiben oft auf der Strecke, weil die Menschen jetzt eher zu internationalen Bestsellern greifen.“ Doch Soucek sieht zuversichtlich in die Zukunft. „75 Prozent der Buchhandlungen haben bereits geöffnet, die restlichen werden hoffentlich mit 1. Mai folgen.“

In Zeiten wie diesen ist es besonders wichtig, das Kulturgut Buch ins Schaufenster zu stellen. Und wenngleich ohne die üblichen öffentlichen Veranstaltungen, wird auch heuer wieder am 23. April der „Welttag des Buches“ begangen, der vor 25 Jahren von der Unesco ins Leben gerufen wurde. Das Datum bezieht sich übrigens auf die schöne katalanische Tradition, am Georgstag (23. April) Rosen und Bücher zu verschenken. Außerdem fallen die Todestage von Shakespeare und Cervantes auf dieses Datum.

„Gute Literatur ist nicht Eskapismus, vielmehr verstärkt Lesen die Empathiefähigkeit“, ist die Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Marlen Schachinger überzeugt. Gemeinsam mit ihrem Partner Robert Gampus hat sie das Crowdfunding-Projekt „Arbeit statt Almosen“ ins Leben gerufen. „Wir haben 20 Autorinnen zu diesem Buchprojekt eingeladen. In den Texten soll es nicht um das Coronavirus gehen, sondern um die Zeit nach der Krise und wie wir damit umgehen.“ Schachinger möchte mit diesem Projekt auch ein Hoffnungszeichen setzen, „trotz der Schockstarre, in der sich die literarische Landschaft gegenwärtig befindet“.

Eine Auswahl an heimischen Neuerscheinungen:

Wer in Zeiten wie diesen noch Lust auf und Nerven für einen Weltuntergang hat, ist mit diesem Roman des Vorarlbergers gut bedient. Die Natur schlägt zu, der Mensch ist hilf- und ratlos. Ein satirisches Spektakel, fürchterlich gut!
Christian Mähr. Carbon. Braumüller, 304 Seiten, 24 Euro.

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Wir kennen die Situation aus dem Film „Reporter des Satans“. Ein Journalist greift in die Story ein, damit sie „besser“ wird. Hier geht es um die vielen Gesichter der Wahrheit am Beispiel Asylpolitik. Entlarvend aktuell.
Daniel Zipfel. Die Wahrheit der anderen. Kremayr & Scheriau,
192 Seiten, 19,90 Euro.

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Variationen über ein Thema – und immer geht es um diese Marianne. In seinen teuflisch hinterlistigen Prosastücken seziert der Wiener Autor den Alltag, entführt aber auch ins (vermeintlich) Absurde. Achtung, Fallen!
Xaver Bayer. Geschichten mit Marianne.
Jung und Jung, 184 Seiten, 21 Euro.

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Der Roman des in Bleiburg aufgewachsenen Autors spielt in Unterkärnten und handelt von den kleinen und großen Verletzungen während des 20. Jahrhunderts im zweisprachigen Gebiet. Ein verstörendes Buch mit großem Nachhall!
Hugo Ramnek. Die Schneekugel. Wieser, 120 Seiten, 21 Euro.

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Man kann sie nicht oft genug lesen und hoch genug schätzen, die fein ziselierten und punktgenauen Lebensbeobachtungen und -beschreibungen dieser Grande Dame. Jetzt endlich alle Erzählungen in einem Band. Ein Glücksfall für die Literatur!
Ilse Helbich. Diesseits. Droschl, 368 Seiten, 24 Euro.

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Weitere Informationen:

Unter www.buchhandel.at finden Sie umfassende Informationen,
u. a. alle Online-Adressen der heimischen Buchhändler.
Informationen zum Literatur-Projekt „Arbeit statt Almosen“ finden Sie unter www.startnext.com/fragmente.
Einen Bericht über die Situation des österreichischen Verlagswesens lesen Sie bitte am Samstag in unserer Primus-Beilage.