Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Montagabend anlässlich der Auszeichnung mit dem Literaturnobelpreis ein Abendessen für Peter Handke in der Wiener Hofburg gegeben. Eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter der Kulturpolitik sowie der Kultur- und Literaturszene.

Nach Angaben der Präsidentschaftskanzlei standen u.a. Alt-Bundespräsident Heinz Fischer und seine Gattin, der für Kunst und Kultur ressortzuständige Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) ebenso auf der Gästeliste wie Burgtheaterdirektor Martin Kušej, die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Johanna Rachinger. Auch Literaturarchivleiter Bernhard Fetz sowie die beiden Verleger Jochen Jung und Lojze Wieser waren eingeladen. Bereits zuvor hieß es aus dem Büro von Kunst- und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne), diese könne am Essen leider nicht teilnehmen, "da sie einen lang geplanten Termin wahrnehmen muss".

Handke in Graz

Die Einladung war im Jänner ausgesprochen worden. Am Freitag hatte Handke, dessen neues Buch "Das zweite Schwert" soeben erschienen ist, in Graz an einer Feier zum 89. Geburtstag des Autors und langjährigen "manuskripte"-Herausgebers AlfredKolleritsch teilgenommen. Bei der Verleihung des Karadjordjevo-Orden mit Stern erster Klasse an Handke am Samstag in Belgrad als Dank für seinen außerordentlichen Einsatz für Serbien und die Serben war der wegen seiner Haltung im Jugoslawien-Konflikt umstrittene Dichter allerdings nicht selbst anwesend.

Lunacek verhindert

Kunst- und Kulturstaatssekretärin UlrikeLunacek (Grüne) könne am Essen leider nicht teilnehmen, "da sie einen lang geplanten Termin wahrnehmen muss", hieß es auf APA-Anfrage aus ihrem Büro. Lunacek war für eine Interview-Äußerung, sie habe "die Entscheidung der Literaturnobelpreisjury nicht nachvollziehen können", heftig kritisiert worden. In einem nicht gesendeten, doch in der Langfassung auf der tvthek abrufbaren Teil eines "ZiB2"-Studiointerviews relativierte Lunacek ihre Aussage gestern: "Ich schätze Herrn Handke als Schriftsteller, er ist ein großartiger Schriftsteller, einer der tollsten, die wir in Österreich haben, und in Europa und weltweit - deswegen hat er ja auch den Preis bekommen. Und ich respektiere auch die Entscheidung des Literaturnobelpreiskomitees."

Im gesendeten Interviewteil nahm Lunacek auch zu der Causa der unmittelbar vor ihrer Angelobung von der kurzzeitig ressortzuständigen Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) vorgenommenen Nicht-Verlängerung von Kuratoriumsvorsitzenden von Bundesmuseen, darunter Christian Konrad im Kuratorium der Albertina, Stellung: "Wir durften Wünsche äußern, aber es war klar, dass die ÖVP Herrn Konrad nicht mehr will dort", so Lunacek. "Wir hätten ihn gerne behalten."