Es ist die nächste Episode in der Causa Handke: Wie die Aufdeckerplattform "The Intercept" berichtet, erhielt PeterHandke Ende der 90er Jahre einen jugoslawischen Pass. Dieser wurde am 15. Juni 1999 in der Wiener Botschaft ausgestellt, eine Woche nachdem der NATO-Einsatz zu Ende ging. Die Nationalität Handkes wird im Pass mit "Jugoslawisch" angegeben.

Handkes Sympathie für die Interessen Serbiens war Gegenstand neuer Kontroversen geworden, seit bekannt wurde, dass der gebürtige Griffener den Literaturnobelpreis 2019 erhält. Ob Handke tatsächlich die jugoslawische Staatsbürgerschaft verliehen bekam, ist indes unklar. Möglich ist auch, dass der Behördenweg in seinem Fall abgekürzt wurde und er den Pass erhielt, ohne die Staatsbürgerschaft zu besitzen.

Ist Handke noch Österreicher?

Beantragt ein Österreicher in einem anderen Staat eine Einbürgerung und sucht nicht um eine Bewilligung für eine Beibehaltung der österreichischen Staatsbürgerschaft an, verliert er die österreichische Staatsbürgerschaft. Zuständig ist das jeweilige Bundesland, in Handkes Fall Kärnten. Laut Informationen des "Standard" hat Handke im Kärntner Staatsbürgerschaftsreferat keinen entsprechenden Antrag gestellt. Zentral ist die Frage, ob Handke tatsächlich in Jugoslawien eingebürgert wurde.

Im Zuge der Causa wurde Kärntner Landesamtsdirektion heute von Landeshauptmann Peter Kaiser damit beauftragt, den Sachverhalt rund um den angeblichen jugoslawischen Reisepass von Handke "umgehend zu überprüfen". 

Der Völkerrechtler und Politikwissenschafter RalphJanik, Mitglied der Rechercheplattform Addendum, holte vom Innenministerium zur diesbezüglichen Rechtslage eine Stellungnahme ein:

Den Hinweis auf Handkes jugoslawischen Pass fand sich, von der Öffentlichkeit bis dahin unentdeckt, auf der Homepage der Österreichischen Nationalbibliothek. Genauer: auf Handke-Online, einer Forschungsplattform zum Werk des Autors.

Die Abbildungen stammen aus dem Privatarchiv des langjährigen Handke Freundes HansWidrich. Dieser hatte, wie BernhardFetz, Leiter des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek (ONB) gegenüber der Kleinen Zeitung bestätigt, vor einigen Tagen ersucht, die Abbildungen von der ONB-Homepage zu nehmen. Mittlerweile ist das Dokument wieder online: "Nach Rücksprache von Hans Widrich mit Peter Handke heute Vormittag hat Hans Widrich uns die Erlaubnis gegeben, das Foto wieder online zu stellen, was inzwischen auch erfolgt ist", erklärt Fetz, der betont, dass sich die Österreichische Nationalbibliothek strikt an die Rechtslage halte, "sowohl bei der kurzzeitigen Zurücknahme der Abbildung als auch bei der Wieder-online-Stellung."

Widrich, langjähriger Pressechef der Salzburger Festspiele, soll laut "Intercept"-Recherchen Handke auf den Pass angesprochen haben. Der Autor erklärte, er hätte den Pass nur für günstigere Hotelbuchungen benutzt: "Ja, ich habe darum gebeten, weil ich das Land sehr oft besuche und nicht gerne einen hohen Preis zahle, wenn mein serbischer Begleiter die Hälfte davon zahlt."