Eigentlich heißt sie Ingrid Krane-Müschen und lebt in Deutschland. Für ihre Fans allerdings ist sie Rebecca Gablé und zu Hause im englischen Mittelalter. Dort hat die 55-Jährige ihre Saga rund um die Waringhams angesiedelt, jenes fiktive Geschlecht, das sie in die Geschichte und in ihre Geschichten so einfügt, dass man glauben könnte, es habe tatsächlich existiert.

In sechs Wälzern hat die Bestsellerautorin mittlerweile deren Familiengeschichte erzählt und dabei vom Hundertjährigen Krieg über den Rosenkrieg bis hin zur Rivalität von Elizabeth I. mit Maria Stuart die englische Geschichte detail- und farbenreich aufbereitet. Um auch politische Geschichte erzählen zu können, verknüpft sie das Schicksal der Waringhams eng mit historischen Figuren, deren Lebensgeschichte die Ex-Dozentin für mittelalterliche Literatur exakt recherchiert.

Rebecca Gablé. Teufelskrone. Lübbe, 928 Seiten, 28,80 Euro.
Rebecca Gablé. Teufelskrone. Lübbe, 928 Seiten, 28,80 Euro. © Lübbe

In ihrem neuen Roman „Teufelskrone“ widmet sie sich einem König, dessen Sympathiewerte sich in Grenzen halten: John „Ohneland“, der während der Gefangenschaft seines Bruders Richard Löwenherz nach dessen Krone griff – die Geschichte ist ja bestens aus „Robin Hood“ bekannt. Während dort aber Gut und Böse klar definiert sind, erzählt Gablé sehr differenziert von Richard, der sich kaum um England kümmerte, und von seinem Bruder, der neben dunklen Seiten auch jede Menge Grips hatte.

Yvain of Waringham wird Johns Knappe – das Muster ist jedem Gablé-Leser bekannt: Ein junger Mann mit beinahe unheimlichem Verstand für Pferde und einer losen Zunge, dafür von hoher Moral wird zu einem der wichtigsten Vertrauten des Königs. Er ist dabei, als Richard stirbt und John König wird, als dieser durch die Hochzeit mit Isabella von Angoulême (die schöne „Helena des Mittelalters“) wieder einmal Krieg heraufbeschwört und bei der Unterzeichnung der Magna Carta, die als Fundament der modernen Demokratie gilt.

Gewalt, Intrigen, Liebe – Rebecca Gablé hat davon viel zu bieten. Sie erzählt aber auch von den düsteren Seiten der Geschichte, von Herrschern, die ihre Untertanen gnadenlos ausbeuten, von Folter, Epidemien, Hungersnöten. – Eindringlich, unterhaltsam und fesselnd: Da ist man ganz nah am englischen Mittelalter dran, da wird Geschichte im besten Sinn lebendig.