Der Untertitel des Werkes gehört zweifellos in die Kategorie: „Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können.“ Aber auch darin steckt ein konkreter Appell. Er lautet, endlich aktiv zu werden und nicht nur durch den Kauf eines E-Mobiles sein Gewissen zu beruhigen. Jonathan Safran Foers „Wir sind das Klima!“ ist ein Rundumschlag, wobei der Autor gleich bei sich selbst und seiner eigenen Bequemlichkeit beginnt.

Das Werk ist verfasst von einem exzellenten Literaten, das macht es natürlich auch angreifbar, zumal Foer all die Fakten rund um den Klimawandel mehrmals hinter sich lässt und seine tragische Familiengeschichte ins Zentrum rückt. Aber das unbedingt lesenswerte Buch hat eine wichtige Kernthese, die zweifellos mit zu den Ursachen der nach wie vor praktizierten Passivität zählt. Uns mangelt es an den Voraussetzungen oder der Bereitschaft, all die Auswirkungen, mögen sie jetzt schon katastrophal sein, tatsächlich emotional zu erfassen. Die Geschichte von der Krise unseres Planeten sei schwierig zu erzählen, und obendrein sei es „keine gute Story“. Foer: „Die Krise ist so abstrakt und vielschichtig, mangelt so sehr an symbolträchtigen Gestalten und Momenten, dass es unmöglich scheint, sie fesselnd und wahrhaftig zu beschreiben.“

Der Meeresbiologe und Filmemacher Randy Olson bringt das Dilemma in ähnlicher Manier auf den Punkt: „Klima ist wahrscheinlich das langweiligste Thema, das die Wissenschaft der Öffentlichkeit je hat näherbringen müssen.“ Es scheine, so Foer, unmöglich, die Katastrophe aus dem „da drüben“ unserer Köpfe ins „hier bei uns“ unserer Herzen zu holen.

Die verheerende Konsequenz: Wenn wir die Tatsache, dass wir unseren Planeten konsequent zerstören, zwar akzeptieren, aber nicht aktiv reagieren, sind wir nicht besser als jene, die den menschengemachten Klimawandel ganz verleugnen. Zwei Jahre lang recherchierte Foer (belegt durch den 50 Seiten umfassenden Anhang), nun nimmt er alle in die Pflicht, zu handeln. Schade nur, dass sein Weckruf vor der globalen „Fridays for Future“-Bewegung fertiggestellt wurde. An der Brisanz ändert das aber nur wenig. Pflichtlektüre.

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J. S. Foer. Wir sind das Klima. KiWi, 336 Seiten, 22,70 Euro.