Der österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier zögert mit Wortmeldungen, auch wenn er mit der österreichischen Politik hadert. "Ich fühle mich oft berufen, etwas öffentlich zu sagen, aber wenn du jedes Mal was sagst, dann bist du bald ein Querulant, auch wenn du Recht hast", sagte der 69-Jährige der "Augsburger Allgemeinen". "Damit ist man verharmlost. Eine Zwickmühle."

Köhlmeier ("Zwei Herren am Strand") zählt zu den profiliertesten österreichischen Schriftstellern und nimmt immer wieder zu politischen Themen Stellung. Er beklagte, dass autoritäres Verhalten im Land noch tief verwurzelt sei. "In Umfragen sagen 50 Prozent der Österreicher, sie könnten sich gut vorstellen, dass ein starker Mann das Land führt. Das macht mich hoffnungslos", sagte er. Auch habe Österreich die NS-Zeit weniger aufgearbeitet als Deutschland.

Dennoch will Köhlmeier das Land nicht verlassen: "Nein, ein bisserl was aushalten muss man schon. Auch wenn man frustriert ist. Die Welt geht noch nicht so schnell unter. Aber wenn der Faschismus käme, würde ich mir das überlegen."