Der Bachmann-Preis ist vergeben, doch diesmal wird man wohl etwas länger auf Bücher der allesamt aus Österreich stammenden Hauptpreisträger Birgit Birnbacher, Leander Fischer und Julia Jost warten. Die Publikumspreisträgerin des Vorjahres, Raphaela Edelbauer, legt dagegen mit "Das flüssige Land" im Sommer ihren Roman vor, dem ihr Klagenfurt-Text "Das Loch" ein Vorbote war.

"Ein Ort, der nicht gefunden werden will. Eine österreichische Gräfin, die über die Erinnerungen einer ganzen Gemeinde regiert. Ein Loch im Erdreich, das die Bewohner in die Tiefe zu reißen droht. In ihrem schwindelerregenden Debütroman geht Raphaela Edelbauer der verdrängten Geschichte auf den Grund", bewirbt der Klett-Cotta-Verlag das am 24. August erscheinende Buch. Auch die Buchpremieren im Rahmen des Literaturfestivals O-Töne im Wiener Museumsquartier finden erst in der zweiten Augusthälfte statt: Robert Prossers "Gemma Habibi" zeichnet zwischen Kurdistan, Wien, Ghana "ein fulminantes Porträt der Jetztzeit" (Ullstein fünf, Erscheinen am 26.7., Lesung am 15.8.), Gertraud Klemm beschäftigt sich in "Hippocampus" (Kremayr & Scheriau) mit der Stellung von Frauen im Literaturbetrieb (Lesung am 22.8.), Bettina Balaka widmet sich in "Die Tauben von Brünn" (Deuticke) einem Lottobetrug im Wien des 19. Jahrhunderts (Erstlesung am 29.8.).

Insgesamt sind die Höhepunkte dieses Literatursommers aus österreichischer Sicht relativ überschaubar. Am 22. Juli erscheint bei Hanser Norbert Gstreins neuer Roman "Als ich jung war". "Am Anfang habe ich eine junge Frau gehabt, die am Tag ihrer Hochzeit ums Leben kommt, dazu einen Erzähler, der einerseits nichts, andererseits aber doch etwas damit zu tun hat. Er hat die Braut bei der Hochzeit fotografiert und wenige Wochen davor am selben Ort ein Mädchen gegen dessen Willen geküsst", erinnert sich der in Tirol geborene und in Hamburg lebende Autor an seine Ausgangsidee.

Von einer prominenten Sängerin zwischen Kind, Kunst und Karriere erzählt Andrea Grill in ihrem Roman "Cherubino", der ebenfalls am 22. Juli bei Zsolnay erscheint. Im Juli kommen auch noch Christoph W. Bauers "Niemandskinder", vom Haymon Verlag angekündigt als "ein Buch über Kindheiten, Liebe und Verlust", das ins heutige Paris führt.

Deutlich vielseitiger wird die zweite Augusthälfte. Der Residenz Verlag bringt u.a. "Die Damen des Hauses" von Susanne Scholl, "Die Hyazinthenstimme", den ersten auf Deutsch geschriebenen Roman der in Wien lebenden Russin Daria Wilke, sowie "Der Keller", Lukas Kummers zweite Graphic Novel nach einem der autobiografischen Romane Thomas Bernhards.

Raoul Schrott legt bei Hanser "Eine Geschichte des Windes" vor, Martin Pollack widmet sich in "Die Frau ohne Grab" (Zsolnay) seiner Tante, die am Ende des Zweiten Weltkriegs zu Tode kommt und deren Grab nie gefunden wird. Peter Keglevics Roman "Wolfsegg" (Penguin) ist laut Verlag "eine Geschichte von alttestamentarischer Wucht - so zärtlich und so brutal erzählt, wie das wohl nur ein Österreicher kann", Andreas Gruber setzt in "Todesmal" (Goldmann) auf bewährte Thrillerkost. Der Verlag Jung & Jung bringt Dagmar Leupolds "Lavinia", Susanne Röckels Erzählungen "Kentauren im Stadtpark", Nadine Schneiders "Drei Kilometer" und Lorenz Langeneggers "Jahr ohne Winter", bei Czernin erscheinen u.a. "Das Institut" von Lisa Spalt und "Reset" von Christopher Wurmdobler.

Droschl bringt den zweiten Roman des Grazers Christoph Dolgan, "Elf Nächte und ein Tag", in der Frankfurter Verlagsanstalt kommt der zweite Roman der Salzburgerin Mareike Fallwickl: "Das Licht ist hier viel heller" sowie "Das letzte rote Jahr", der dritte Roman der in Wien lebenden Tschechin Susanne Gregor. Der Otto Müller Verlag bringt u.a. das Debüt "Das Mundstück" von Bianca Kos heraus.

Auf 23. September verschoben wurde im Deuticke Verlag das Erscheinen von Paulus Hochgatterers Krimi "Fliege fort, fliege fort" mit Psychiater Raffael Horn und Kommissar Ludwig Kovacs. Bei Rowohlt Hundert Augen erscheint Mitte September Dirk Stermanns Roman "Der Hammer", bei Residenz kommen Peter Roseis Reiseaufzeichnungen aus fünf Jahrzehnten und drei Kontinenten "Die große Straße" sowie Michael Köhlmeiers Essay "Wenn ich wir sage". Hans Platzgumer sagt dagegen im Milena Verlag: "Willkommen in meiner Wirklichkeit!", während Sven-Eric Bechtolf bei Haymon versichert: "Nichts bleibt so, wie es wird".

Unter dem Titel "Der Hahnenschrei" (Hanser) versammelt Arno Geiger drei Reden, lapidar "Der Fund" (btb) nennt Bernhard Aichner seinen neuen Thriller. Am 26. September feiert Peter Turrini seinen 75. Geburtstag. "Diese Komödie ist eine Tragödie" heißt Christine Riglers Biografie, die zu diesem Anlass erscheint. Eine Woche vorher (18./19. September) findet am Archiv der Zeitgenossen in Krems ausgehend von Turrinis Werk eine Tagung zum Begriff der Heimat statt. Im Dezember erscheint dann Turrinis Libretto "Schuberts Reise nach Atzenbrugg". Die Uraufführung der Oper von Johanna Doderer findet im April 2020 in der Regie von Josef E. Köpplinger am Gärtnerplatztheater in München statt.