Er war ein Alleskönner, ein Allround-Genie, der seine literarische Karriere als Pop-Autor begann, bald danach als deutscher Bukowski galt. Er schrieb schneller, besessener, besser als viele andere, aber er lebte als Außenseiter auch exzessiver als viele andere. In der Nacht nach seinem 43. Geburtstag wurde Jörg Fauser von einem Lkw überfahren, das war im Jahr 1987, Fauser ging reichlich betrunken auf der Autobahn spazieren. Als Kultautor galt der Exzentriker schon zu Lebzeiten, er war der rastlose König des Undergrounds, der ein gigantisches Werk hinterließ, von Gedichten über Essays, Erzählungen bis hin zu exzellenten Kriminalromanen. 2017 erwarb der Diogenes-Verlag die Welt- und Filmrechte an Fausers Gesamtwerk, im Herbst 2018 begann eine Neuedition im Hardcover. Hier aktuelle Werke.

Anti-Helden

Für viele Fauser-Fans gilt "Rohstoff" als sein bestes Buch - offen autobiografisch, mit einem gebrochenen Anti-Helden namens Harry Gelb als Fausers Alter Ego. Harry Gelbs Rohstoffe sind Opium in einem schäbigen Verschlag in Istanbul und LSD in einer Berlin. Es sind Heroin in Göttingen und zahllose Biere in Frankfurts Kneipen. Vor allem aber ist sein Rohstoff das Schreiben - rasant, brutal ehrlich und sarkastisch erzählt Fausers Alter Ego von einer gefährlichen und gefährdeten Jugend und von einem Mann, der weder als Nachtwächter noch als Flughafen-Packer vergisst, was er sein will: Schriftsteller. Fauser erzählt seine Lebensgeschichte, trotzdem aber ist es gleichzeitig die Geschichte einer ganzen Generation und der Bundesrepublik Deutschland. "Was er schrieb, brannte sich ein", urteilte der "Spiegel".

Hunger einer Generation

Schon in Fausers frühen Gedichten und experimentellen Prosatexten kann von Pose und Erfindung keine Rede sein. Da lebt jemand das, was er schreibt, was er als Text hinausbrüllt oder flüstert. Zu spüren sind in "Rohstoff Elements" auch Fausers erste Vorbilder Kerouac und Burroughs, die ihn vielleicht zum Schreiben, vielleicht auch in die Sucht getrieben haben. In diesen Texten geht Fauser aufs Ganze. In der neu zusammengestellten Auswahl zeigt er sich brutal, direkt und überaus klug, in den Reflexionen findet sich der Hunger einer ganzen Generation.

Genialer Krimi

Als "Bergungsexperte für außergewöhnliche Fälle" bezeichnet sich Heinz Harder, arbeitsloser und abgebrannter Illustriertenschreiber, in einem Inserat. Seine erste Klientin ist reich und schön. Sie sucht nach ihrer achtzehnjährigen Tochter. Die Suche nach ihr führt den "Journalist, Detektiv und Ritter" im Roman "Das Schlangenmaul" ins West-Berlin der 80er Jahre, wo er nicht nur auf windige Geschäftsmänner trifft, die unter anderem in illegalen Clubs ihre Machenschaften aushecken, sondern auch auf eine mysteriöse Schlangen-Sekte. Für Harder, der sich zudem auch noch mit Künstlern und seiner Exfrau herumschlagen muss, wird die Lage immer brenzliger.


Lesetipps: Jörg Fauser: Rohstoff. Diogenes, 352 Seiten
Euro 24,70

Jörg Fauser: Rohstoff Elements. Diogenes, 320 Seiten, Euro 24,70

Jörg Fauser: Das Schlangenmaul. Diogenes, 320 Seiten, Euro 24,70