Wie Martin Walser das meint, erläutert er in einem Essay. Merkels Bild sei ihr Wesen, meint Walser. "Und das unterscheidet sie von allen Politikern der Epoche: Wenn sie spricht, lässt sie uns erleben, wie ihre Sätze entstehen, während sie spricht. Das macht sie einmalig, dass sie uns erleben lässt, wie sie zu den Sätzen kommt, die sie sagt." Und außerdem: "Ich bin immer gespannt darauf, was sie im nächsten Augenblick sagen wird."

Walser nimmt im "Spiegel" selber Bezug auf einen älteren Text von sich selbst, der am 22. November 2015 in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" stand und in dem es damals hieß: "Als ich in Berlin neulich in einem menschenvollen Saal sagte: 'Angela Merkel ist schön', da lachten die Leute."

Die von ihm gemeinte Schönheit erkläre er so: "Frau Merkel muss zu 100 Themen sagen, was sie denkt. Nie sind ihre Sätze fertig, bevor sie gesagt werden." Merkel sage keine Phrasen auf wie so viele andere Politiker. "Deshalb werden ihre Sätze, egal zu welchen Themen, auch immer glaubhaft. Die meisten Politiker spulen ab, was sie draufhaben (...). Bei Frau Merkel werden wir Zeuge, wie Geist und Natur zusammenfinden, und eben deshalb ist sie schön."