Vom Dafürhalten. Wie wir die Freiheit in stürmischen Zeiten verteidigen“: Unter diesem Titel wird Frank-Walter Steinmeier heute auf der Buchmesse den neuen „Frankfurt Pavilion“ eröffnen, eine kokonartige Skulptur aus Bücherregalen. Die Diskussion des deutschen Bundespräsidenten mit Autoren benennt auch gleich eine der Zielvorgaben der 70. Ausgabe: Texte und Bücher in all ihren Formen sollen mehr denn je als tragende Säulen im Grundgerüst einer freien Gesellschaft be- und geachtet werden. Ein weiteres erklärtes Ziel der weltgrößten Fachmesse ihrer Art ist es, sich gegen „neurechte Vereinnahmungsversuche“ zu wehren – im Vorjahr hatten ja in Frankfurt (und im März bei der Leipziger Buchmesse) breitbrüstige rechte Verlage und die Auseinandersetzungen um sie für heftige Tumulte gesorgt.

Ganz in diesem Sinn tritt diesmal die IG Autorinnen Autoren aus Österreich in Frankfurt auf: Die Interessensgemeinschaft, die 600 Neuerscheinungen aus 175 Verlagen vorstellt, setzt den Themenschwerpunkt „auf den Zu- und Umgang mit demokratischen Grund- und Freiheitsrechten“. Unter rund 7000 Ausstellern präsentieren sich heuer insgesamt 208 österreichische Verlage – darunter steirische wie Leykam, Droschl, keiper, Stocker und die Styria-Gruppe – mit 1596 Neuerscheinungen und 1814 sonst lieferbaren Titeln.

Fixpunkt ist das „Literadio“, auf dem bis zu vier Stunden täglich Informationen rund um das Thema Literatur gesendet werden. Dort nehmen morgen auch die Steirer Angelika Reitzer, Andrea Stift-Laube und Andreas Unterweger Platz, die mit einer Delegation um Kulturlandesrat Christopher Drexler zur Buchmesse reisen. Und dort stellt die Berlinerin Ally Klein schon heute ihren bildmächtigen Debütroman „Carter“ vor, der bei Droschl erschienen ist. Für den kleinen, aber feinen Grazer Verlag, heuer 40 Jahre jung geworden, ist die traditionelle Präsenz in Frankfurt aber „nicht zum Verkaufen einer Ware da, sondern eine gute Gelegenheit, Literatur und Literaten, von denen wir überzeugt sind, in die Welt hinauszuschicken“, wie es der im Vorjahr in den Unruhestand gegangene Lektor Rainer Götz einmal so schön formulierte.

Auch Matthias Opis baut auf „enge Betreuung von Autorinnen und Autoren“. In seiner Verlagsgruppe Styria (mit Kneipp, Pichler und Molden) stehe laut dem Geschäftsführer zudem „eine professionelle, ausdifferenzierte Programmarbeit im Vordergrund“. Präsentiere man sich in Frankfurt, stehe man vor besonderen Herausforderungen: „Für österreichische Verhältnisse sind wir groß, im deutschen Sprachraum allerdings eher klein.“ Darum müsse man die Markenstärken und Programmlinien herausstreichen: „Spiritualität & Sinn, Gesundheit, Kulinarik, Regionalia wie unsere Alpe-Adria-Bände oder Sachbücher zu Geschichte und Gegenwart, siehe die neue Rothschild-Saga.“ Ein generelles Problem ortet Opis darin, dass der Buchmarkt „mehr denn je Bestseller-getrieben ist und Spitzen befeuert, in der Breite aber Aufträge und Umsätze zurückgehen“ (siehe auch Interview rechts).

Dass heuer Georgien mit 70 Autorinnen und Autoren sowie 200 auf Deutsch erhältlichen Titeln Gastland ist, freut besonders zwei Kärntner Verlage, die in einer Hand sind: Bei Wieser und Drava sind nämlich 15 georgische Publikationen erschienen, mit denen Verlagschef Lojze Wieser in Frankfurt nicht nur seinen eigenen Stand bespielt, sondern auch im Gastland-Pavillon regelmäßig auftauchen wird. „Wir haben gleich mehrere Veranstaltungen auf der großen Bühne dort“, freut sich Geschäftsführerin Erika Hornbogner.