Der frischgekürten Preisträgerin Nava Ebrahimi (43) brach in der Emotion kurz die Stimme, als sie Moderator Christian Ankowitsch um eine Reaktion auf den Gewinn des Bachmann-Preises bat: „Seit ich Kinder habe, weine ich bei jeder Gelegenheit.“ Trotz der überraschend kontroversen Diskussionen fügt sich die Wahl, die die in Teheran geborene, in Köln aufgewachsene und in Graz mit ihrer Familie lebende Autorin gewann, in einen Trend des heurigen Wettlesens: Es waren vor allem Familien- und Beziehungsgeschichten, die vorgelegt und ausgezeichnet wurden.

Ist es bei Ebrahimi die Begegnung der Erzählerin mit ihrem Cousin, einem Star-Tänzer in New York, bei der die beiden versuchen, die familiäre Migrationsgeschichte aufzuarbeiten, so ist es bei Dana Vowinckel (mit 25 die jüngste Teilnehmerin), gegen die sich Ebrahimi in der Stichwahl durchsetzte, eine Vater-Tochter-Geschichte im jüdisch-orthodoxen Milieu.

Brief an den Vater

Den Brief eines Sohnes an seinen türkischen Vater stellte der Schriftsteller und Theatermacher Necati Öziri in den Mittelpunkt seines Beitrags. Für seine laut Jury „gnadenlos ehrliche Abrechnung“ erhielt der 33-Jährige sowohl den Kelag- als auch den Publikumspreis.

Timon Karl Kaleyta (41, 3sat-Preis) erzählte in seinem Text von einer Männerfreundschaft, hinter der „die Gewalt lauert“ und die in der Jury Assoziationen von Twin Peaks bis zu Patricia Highsmith provoziert hatte. Der Berliner wurde im dritten Durchgang gekürt und siegte schließlich über die aus Moskau stammende Deutsche Anna Prizkau (35). Auch sie, die leer ausging, hatte eine Mutter-Tochter-Geschichte nach Klagenfurt mitgebracht.

Neo-Jury-Sprecherin Insa Wilke lobte abschließend das Klima innerhalb der Jury: „Wir lernten, die Perspektiven der anderen zu verstehen.“