Nach ORF-internem Zwist in der Frage, wer nach dem Ausscheiden von Burkhard Spinnen den Juryvorsitz beim Bachmann-Preis übernehmen soll, hatte Daniela Strigl erst vor wenigen Wochen das Handtuch geworfen. Ihr war Hubert Winkels überraschend vorgezogen worden. Nun zeichnet sich für die „39. Tage der deutschsprachigen Literatur“ eine größere Runderneuerung ab. Denn nach Spinnen und Strigl, die dem ORF eine „unfeine Vorgehensweise“ attestierten, ist ab kommendem Jahr auch der Südtiroler Arno Dusini nicht mehr in der Riege der Klagenfurter „Literaturscharfrichter“ vertreten.

"Zu Tode umarmt"

So geht es jedenfalls aus der aktuellen Ausschreibung für den Bachmann-Preis 2015 hervor, der von 1. bis 5. Juli im ORF-Landesstudio Kärnten stattfinden wird. Die Nachbesetzung der drei frei gewordenen Juryplätze birgt dabei erneut Konfliktpotenzial. Denn neben FAZ-Redakteurin Sandra Kegel und dem Grazer Germanistikprofessor und Literaturhaus-Chef Klaus Kastberger ist erstmals auch „Standard“-Literaturkritiker Stefan Gmünder mit von der Partie. Der in Wien lebende Schweizer hatte nach dem letzten Bachmann-Bewerb seinen künftigen Kollegen vorgeworfen, mit Tex Rubinowitz den falschen Preisträger gekürt zu haben. Gmünder im O-Ton: „Rubinowitz, der vom Auslassen des berüchtigten Autorenvorstellungsvideos über die bewusst gewählte Alltagssprache bis zum rotzigen Vortrag des Textes alles tat, um Erwartungen, die hier an Autoren und Literatur gestellt werden, eben gerade nicht zu erfüllen, wurde schließlich mit einem literarisch mediokren Text zu Tode umarmt.“
Für den oftmals totgesagten und zuletzt beinahe zu Grabe getragenen Literaturwettbewerb sind somit heiße Debatten vorprogrammiert. 3sat wird diese live übertragen. Zuvor kann man sich noch bis 20. Februar um die Teilnahme bewerben. Unter den Bewerbern werden die Jurymitglieder je zwei Kandidaten ins Rennen um den mit 25.000 Euro dotierten Hauptpreis schicken.   

ERWIN HIRTENFELDER