Der Tröndle war's. Und eigentlich haben es eh immer alle gewusst. Nur beweisen konnte es damals niemand, als die 14-jährige Rosa verschwand, die gerade erst Mutter geworden war. Jetzt ist der Tröndle, der später wegen einer anderen Bluttat ins Gefängnis musste, retour. Und wie den einsamen Wolf, der durch den Schwarzwald streift und Schafe reißt, will auch ihn keiner haben. Der Einstieg in den Schwarzwald-"Tatort" mit den winterlichen Bildern, den aufgerissenen Schafbäuchen und dem Skelett, das am Fluss gefunden wurde, machte gleich einmal klar: Das Düstere, die Trauer, sie liegen zwischendurch so schwer wie die winterliche Schneedecke über dem idyllischen Ort.
Wie geht man mit Außenseitern um? Welche Perspektiven bleiben jungen Menschen? Wann ist eine Schuld verbüßt? Und was liegt eigentlich wirklich unter der Idylle verborgen? Die Fragen, denen sich der Fall stellt, sind nicht neu, aber sie werden in visuell beeindruckende Bilder von Licht und Schatten, vom warmen Innenraum und der kalten Landschaft gegossen. Und der Tröndle, der klingt in den Verhören, als sei er "austherapiert", stellte Franziska Tobler (Eva Löbau) einmal fest. Mit Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) hat sie schon vor einem guten Jahrzehnt ermittelt, nun hat das bestens aufeinander eingespielte Duo in ihrem zehnten Fall einen "Cold Case" zum Abschluss gebracht. Reden müssen sie nicht mehr viel, bei ihnen steht ohnehin immer die Ermittlungsarbeit im Mittelpunkt.
Überhaupt wurden die Dialoge dosiert eingesetzt, der Schwerpunkt lag ohnehin auf der Psychologie der Figuren (hervorragend Cornelius Obonya und Inka Friedrich als Eltern- bzw. Großeltern-Paar.) Dank der vielen Rückblenden wechselten die Perspektiven in dem psychologisch schlüssig erzählten Fall so oft wie das Wetter (wo ist bloß plötzlich der Schnee hingekommen?) und die tragische Auflösung kam dann ebenso beiläufig wie überraschend daher: Der Wolf im Schafspelz, er ist halt immer mitten in der Herde.