In Bayreuth in ein Streit um das Wort "Führer" entbrannt. Dirigent Christian Thielemann kritisiert das Streichen des Wortes aus dem "Lohengrin". "Entschuldigung, aber wo kommen wir denn da hin? Dann kann man auch gleich viel mehr ändern, der ganze 'Lohengrin' ist ja voll von solchen Stellen, 'Für deutsches Land das deutsche Schwert', all das", sagte er im Interview der "Welt" und spricht von einem "'Führer"-Skandal'. "So steht es nun einmal in Richard Wagners Partitur."

Katharina Wagner hatte den Tenor Klaus Florian Vogt, der die Titelrolle sang, nach der Generalprobe in diesem Jahr gebeten, das Wort "Führer" zum Ende der Richard-Wagner-Oper über den Schwanenritter durch "Schützer" zu ersetzen. "Es ist ein gängiges Substitut", sagte Wagner der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.

Thielemann geht das Streichen zu weit

"Sehr viele Häuser benutzen das Wort "Schützer" und gerade wir in Bayreuth sollten da besonders sensibel sein, weil wir einen besonderen politischen Hintergrund und damit auch eine besondere Verantwortung haben." Die Bayreuther Festspiele haben eine braune Geschichte. Der Nationalsozialismus und die Wagners - das war damals eine unheilige Allianz. Adolf Hitler war Dauergast bei den Festspielen.

Thielemann geht das Streichen aber trotzdem zu weit. Er sieht auch andere Werke der Opernliteratur in Gefahr: "Dann darf man auch "Tosca" nicht mehr spielen, mit der versuchten Vergewaltigung, dem Mord und so weiter", sagte er der "Welt". "Wenn ich sehe, mit welcher Akribie das durchgezogen wird, würde ich von konservativer Politik schon erwarten, dass sie sagt: Jetzt kümmern wir uns erst einmal darum, dass das Land vernünftig funktioniert, bevor wir darüber nachdenken, welche Werke der Weltliteratur man umschreiben könnte."