Früher einmal probten die Song-Contest-Hoffnungen daheim in ihren Ländern für den großen Abend vor 200 Millionen Zusehern, längst gehören Vorveranstaltungen mit Konzerten zum Countdown im ESC-Zirkus. Nach Barcelona, London, Tel Aviv und Amsterdam fand gestern Abend das letzte Pre-Event vor der "wirklichen" Eurovisionswoche in Italien statt. "Diese Pre-Partys vor Publikum waren eine extrem wertvolle Erfahrung. Jetzt stehen bis Mai freilich noch viele Proben auf dem Plan, aber es muss auch Zeit bleiben, damit ich mich mental auf den großen Tag vorbereiten kann", erklärt die bis dato unbekannte Sängerin Pia Maria aus Innsbruck als Österreichs ESC-Hoffnung.

"Israel Calling" war für DJ Lumix & Pia Maria eine wichtige Erfahrung; hier in Jerusalem am Tag vor dem Livekonzert in Tel Aviv
"Israel Calling" war für DJ Lumix & Pia Maria eine wichtige Erfahrung; hier in Jerusalem am Tag vor dem Livekonzert in Tel Aviv © UDE

Wie sehen die Wettquoten aus? Die Buchmacher prognostizieren für Österreich mit DJ Lumix & Pia Maria einen Finaleinzug. "Ich lebe derzeit meinen Traum. Es ging von null auf 100. Wir werden die ESC-Arena in Turin mit 'Halo' zu einer Partyhalle machen", sagt die Tirolerin.

Österreichs Duo Lumix & Pia Maria (Mitte) mit dem Australier Sheldon Riley und Kroatiens Mia bei der Pressekonferenz in Tel Aviv
Österreichs Duo Lumix & Pia Maria (Mitte) mit dem Australier Sheldon Riley und Kroatiens Mia bei der Pressekonferenz in Tel Aviv © UDE
Australiens ESC-Hoffnung Sheldon Riley nachdenklich in Jerusalem: ohne Gesichtsvorhang
Australiens ESC-Hoffnung Sheldon Riley nachdenklich in Jerusalem: ohne Gesichtsvorhang © UDE
"Israel Calling" brachte das Kalush Orchestra aus der Ukraine heraus; für die Musiker ging es von Tel Aviv weiter nach Amsterdam und Madrid
"Israel Calling" brachte das Kalush Orchestra aus der Ukraine heraus; für die Musiker ging es von Tel Aviv weiter nach Amsterdam und Madrid © UDE
Emma Muscat beim Besuch von Jerusalem im Rahmen von "Israel Calling": Sie tritt nun mit "I am what I am" für Malta in Turin an
Emma Muscat beim Besuch von Jerusalem im Rahmen von "Israel Calling": Sie tritt nun mit "I am what I am" für Malta in Turin an © UDE
Kleine-Zeitung-Redakteur Christian Ude (l.) mit Malik Harris, der für Deutschland heuer Punkte holen will, in der "City of David" beim Jerusalem-Besuch
Kleine-Zeitung-Redakteur Christian Ude (l.) mit Malik Harris, der für Deutschland heuer Punkte holen will, in der "City of David" beim Jerusalem-Besuch © KK

Welche Trends zeichnen sich aber im 66. Jahr des größten Wettsingens ab? Nach dem Sieg der italienischen Glam-Rocker Måneskin im Vorjahr sind viele Bands am Start – wie The Rasmus aus Finnland, die 2003 mit "In the Shadows" einen Welthit landen konnten, Circus Mircus aus Georgien oder Reddi aus Dänemark. Und es fahren überraschend viele männliche Interpreten mit schwermütigen Balladen nach Turin. Der Australier Sheldon Riley versteckt sich in seinem Selbstbefreiungssong die meiste Zeit hinter einem "Gesichtsvorhang" aus Eisenketten. "Hoffnung", wie bei Stefan aus Estland, ist zudem ein beliebtes Thema. Auffällig ist zudem die (freiwillige) Rückkehr zur Landessprache – oder gar zur regionalen Kultur: Frankreich etwa nimmt zum zweiten Mal (nach 1996) mit einem Titel auf Bretonisch teil ("Fulenn"), der als ungewöhnliche Mischung aus Folk und Elektro-Trance in den Wettbüros hoch gehandelt wird. Aber auch die serbische Avantgarde-Künstlerin Konstrakta (die sich auf der Bühne in ihren drei Minuten ständig die Hände wäscht), die slowenische Schülerband LPS, das ukrainische Sextett Kalush Orchestra, Monika Liu aus Litauen oder das isländische Country-Schwesterntrio Systur treten in ihrer Muttersprache an. Die Ukrainer, die sowohl nach Tel Aviv, Amsterdam als auch Madrid gereist sind, dürften das Televoting gewinnen. Bei den Fachjuroren sehen Insider das italienische Duo Mahmood & Blanco und die Schwedin Cornelia Jakobs vorne. Kurios, aber nicht zum ersten Mal: Malta wechselte nach schlechten Wettquoten das Lied für die schöne Emma Muscat aus.