Der Wiener FerryRadax zählte neben Peter Kubelka und Kurt Kren zu jenen Künstlern der 1950er Jahre, die abseits der traditionellen Spielfilmindustrie etwas Neues schaffen wollten. Das Genre "Avantgardefilm" gilt seither als bedeutender Beitrag Österreichs zur internationalen Filmgeschichte. Sein Filmgedicht "Sonne halt!" (1959) und der Dokumentarfilm "Am Rand" (1961-1963) sind heute Klassiker des Experimentalfilms. Das Verweigern traditioneller Erzählhaltungen und das Verwenden verschiedenster Bild- und Tonebenen machten seine Filme zu ästhetischen Puzzlespielen, bei denen die Fantasie der Zuschauer gefordert ist. Ferry Radax wurde 89 Jahre alt.

Ferry Radax wurde am 20. Juni 1932 in Wien geboren, besuchte das Gymnasium und trat als Externist den Wiener Sängerknaben bei. Neben seinem Studium an der Textilfachschule begann er sich für Fotografie und Kino zu interessieren und unternahm Ende der 1940er Jahre erste Filmversuche. Drei Jahre lang arbeitete er als Assistent beim Dokumentarfilmer Wilhelm Eduard Nassau, wo er auch Peter Kubelka kennenlernte. 1953 wurden beide Studenten der Wiener Filmakademie. Radax arbeitete eine Zeit lang als Fotoreporter beim "Bild-Telegraf" und schrieb ein Drehbuch für den Spielfilm "Das Floß" (1954). Aus Geldmangel wurde das Projekt nicht fertiggestellt und blieb ein 70-Minuten-Torso.

Denkmäler für Bernhard, Bayer oder Hundertwasser

1955 drehte Radax gemeinsam mit Peter Kubelka, mit dem er auch an der "Centro Sperimentale di Cinematografia" in Rom studiert hatte, den Dokumentarfilm "Mosaik im Vertrauen" (dafür erhielten sie den ersten Experimentalfilm-Preis in Paris). Danach lebte Radax zwei Jahre lang als Dokumentarfilmer in der Schweiz. Sein nächstes Projekt gilt auch heute noch als Standardwerk des Experimentalfilms: "Sonne halt!", eine Collage mit Texten von Konrad Bayer (1959). Es folgte ein Dokumentarfilm über junge Menschen in Großstädten, "Am Rand" (1961-1963). Der Tod seines Freundes Konrad Bayer 1964 stellte eine Zäsur für Radax dar.

Einen Großteil der nächsten Projekte, meist Dokumentarfilme und Autorenporträts, konnte Radax im Rahmen von v.a. deutschen Fernsehanstalten verwirklichen. Er setzte Friedensreich Hundertwasser, H.C. Artmann, Konrad Bayer, Thomas Bernhard und Ludwig Wittgenstein ein filmisches Denkmal. Auch eine Abenteuerserie drehte er für den Bayrischen Rundfunk, "Floris von Rosemund" (1973) mit Blade-Runner-Star Rutger Hauer. Auch Spielfilme folgten: "Attentat in Gastein" (1979), "Wer sind sie, Mr. Joyce" (1980 mit Helmut Lohner), "Capri - Musik, die sich entfernt" (1983) und "Jenseits von Österreich" (1990).

2006 leistete Radax, privat auch begeisterter Jazzpianist und passionierter Tänzer, anlässlich des Mozartjahres einen Beitrag für das Kurzfilmprojekt "A Mozart Minute". Neben seiner Filmarbeit hatte sich der Avantgardist zuvor bereits immer mehr auch als Maler und Fotograf betätigt. Zuletzt wurde der bahnbrechende Künstler im Wiener Künstlerhaus und bei der Diagonale gewürdigt. Als er 2003 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse erhielt, betonte der damalige Kunststaatssekretär Franz Morak (V) die Vorbildwirkung des Geehrten: "Messen werden wir uns immer an Ferry Radax!" 2008 ehrte die Stadt Wien den Pionier auch noch mit der Ehrenmedaille in Gold.