Herr Hampson, Sie sind ja – diesmal für Aims – nicht zum ersten Mal in Graz.
THOMAS HAMPSON: Nein, natürlich nicht.

Woran erinnern Sie sich gerne?
Zum Beispiel an ein Konzert im Opernhaus – ich glaube, es war „Das Lied von der Erde“. Das war noch unter der Intendanz von Karen Stone. Und gerne auch an etliche Liederabende im Musikverein, wobei ich die gute Akustik im Stefaniensaal ganz besonders genossen habe.

Die US-Sommerschule für Klassik Aims ist lange in Graz etabliert. Haben Sie schon vorher Kontakt mit Aims gehabt?
Nein, nicht wirklich. Abgesehen von einigen wenigen Kontakten, als ich selbst noch Student war. Diese „masterclass“ von Aims ist tatsächlich ein Debüt für mich.

Da haken wir gleich ein. Worauf legen Sie denn besonderen Wert?
Ich werde drei Tage lang sechs bis acht fortgeschrittene Sänger unterrichten. Und was ich mir selber abverlange, das möchte ich auch meinen Schülern anbieten. Ja, ich bin da ziemlich unerbittlich. Ich erwarte mir ein Verständnis für die Epoche, für den Stil und natürlich für den Inhalt. Mit allem „Drumherum“. Natürlich, die physische Konstellation ist hierfür nicht nur eine, es ist die Grundvoraussetzung. Ein guter Sänger muss so vieles gleichzeitig umsetzen – und der Tisch steht zumindest auf drei Beinen. Ist ein Pfeiler schwach, stürzt er in sich zusammen. Dabei soll, nein muss man ständig unter der eigenen Beobachtung stehen und gleichzeitig alles reflektieren. Nur so wird das künstlerische Gebäude auch glaubwürdig erscheinen. Es kommt immer auf die Glaubwürdigkeit an.

Gibt es in Ihrem riesigen Opern- und Liedprogramm gewisse Komponisten, die Sie bevorzugen?
Es gibt leichtere Fragen zu beantworten. Aus dem Liedrepertoire stechen neben dem allgegenwärtigen Schubert vielleicht noch Mahler, Brahms oder Hugo Wolf hervor. Aber stets gilt das eine: Mein Lieblingskomponist ist immer derjenige, den ich gerade singe. Was Schubert fürs Lied ist, gilt für Verdi in der Oper. Ich denke – nur ein Beispiel – an die Titelrolle in „Simon Boccanegra“: Wie oft habe ich diese Partie schon gesungen, in Covent Garden, an der Met und natürlich an der Wiener Staatsoper! Aber jedes Mal entdecke ich wieder etwas Neues, ja es ist manchmal so, als hätte ich diese Rolle niemals zuvor dargestellt. Und Mozart ist „a real challenge“.

Gibt’s auch Komponisten, mit denen Sie weniger anfangen?
Diese Frage ist relativ leicht zu beantworten – solche Komponisten singe ich nicht.

In Millstatt haben Sie gerade wieder mit dem bekannten Carinthia-Chor Kärntnerlieder gesungen. Wie kam denn das?
Ja, ich liebe diesen schönen Kärntner Dialekt. Zehn Lieder waren es heuer. Und so, wie die da aufgeschrieben sind, auf dem Notenpapier, damit fing ich als Sänger vorerst einmal nicht viel an. Als mir dann aber der Chor das Ganze „vuagsungen“ hat, da habe ich gleich viel, viel mehr verstanden. Nicht nur den Text, auch die Abläufe der Musik. Als wir dann darauf amerikanische Volkslieder gesungen haben, ging’s „the other way round“. Ich bin ja schon ein paar Mal da gewesen. Bin fast schon „einheimisch“. Wissen Sie, ich war so oft in Salzburg bei den Festspielen und habe auf den großen Bühnen in aller Welt gesungen. Aber in Millstatt, da habe ich einen ganz persönlichen Bezug zu den Menschen, zum Land und somit auch zu den Volksliedern gewonnen.

Wann und wo können Ihre Fans Sie das nächste Mal in relativ erreichbarer Nähe erleben?
Anfang September in der „Così“ in Florenz. Näher wäre das Brucknerhaus in Linz, dort werde ich am 3. Oktober in einer Matinee unter dem Dirigenten Martin Haselböck orchestrierte Lieder von Hugo Wolf singen. Die Texte stammen von Goethe und Mörike. Glauben Sie mir, da geht’s um was!