Der Grazer Schriftsteller Clemens J. Setz erhält den renommierten Georg-Büchner-Preis 2021. Dies teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt mit. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung im deutschsprachigen Raum und wird seit 1951 verliehen. Übergeben werden soll die Ehrung an den 38-jährigen Setz am 6. November in Darmstadt.

Clemens J. Setz veröffentlichte seinen Debütroman "Söhne und Planeten" 2007 und feierte in den kommenden Jahren Erfolge mit Werken wie "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes" (2011), wofür er den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt. 2015 erschein sein viel beachtetes, 1000 Seiten starkes Buch "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre". Zuletzt erschien der Band "Die Bienen und das Unsichtbare" (2020), in dem Setz seine Selbstversuche beim Erlernen von Plansprachen wie Esperanto, Volapük oder Blissymbolic geht.

Der Preisträger selbst hielt sich auffallend zurück. Während Setz auf Twitter regelmäßig mit äußerst bizarren und originellen Tweets auffällt, war sein Posting nach dem Preis von beredeter Kargheit:

Im Lauf des Tages gab es zahlreiche Glückwünsche an die Adresse von Setz. Kunststaatssekretärin Andrea Mayer etwa sagte: „Clemens J. Setz ist ein Autor, der uns von Buch zu Buch aufs Neue zu überraschen weiß, der aber gleichzeitig in jedem seiner Sätze er selbst bleibt. Mit keinem anderen Autor durchmisst man die Untiefen, Unwägbarkeiten und Verrücktheiten des Lebens so, wie mit ihm, egal ob es sich um eine kleine Erzählung, einen umfangreichen Roman oder einen erzählenden Langessay handelt."

Der Grazer Autor, Literaturwissenschafter und langjährige Leiter des Literaturhauses, Gerhard Melzer, war über die Preisverleihung nicht überrascht: "Das war zu erwarten, und Clemens Setz ist ein äußerst würdiger Preisträger." Melzer weiter: "Setz ist für mich ein Autor, der die digitale Welt in ihrer Tiefe erfasst und literarische Ausdrucksformen dafür gefunden hat." In einer bestimmten literarischen Tradition möchte Melzer den Büchner-Preisträger nicht verorten. "Im Nachhinein wird immer versucht, Traditionslinien zu konstruieren. Aber die wirkliche literarische Qualität macht die Einzigartigkeit eines Autor aus."

Andreas Unterweger, Herausgeber der Literaturzeitschrift "manuskripte" und somit Nachfolger von Alfred Kolleritsch, des Doyens der Grazer Literaturszene, bezeichnet Setz als "hochbegabten Ausnahmekönner". Unterweger freut sich darüber, dass in der nächsten "manuskripte"-Ausgabe, die im August erscheint, ein Text von Clemens Setz über die unlängst verstorbene Friederike Mayröcker erschienen wird. Er trägt den Titel "Der Snoopy von Wien". Unterweger erzählt, dass bereits Alfred Kolleritsch geahnt hat, dass von Setz noch Großes zu erwarten ist. Kolleritsch hat in Anspielung auf die Grenzenlosigkeit des Autors gesagt: "Der Setz tritt über alle Ufer".

Die Büchner-Preisträger der vergangenen zehn Jahre

  • 2020 Elke Erb
  • 2019 Lukas Bärfuss
  • 2018 Terézia Mora
  • 2017 Jan Wagner
  • 2016 Marcel Beyer
  • 2015 Rainald Goetz
  • 2014 Jürgen Becker
  • 2013 Sibylle Lewitscharoff
  • 2012 Felicitas Hoppe
  • 2011 Friedrich Christian Delius
  • 2010 Reinhard Jirgl

Die wichtigsten Publikationen von Clemens J. Setz:

  • "Die Frequenzen", 2009. Residenz.
  • "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes", 2011. Suhrkamp.
  • "Indigo", 2012. Suhrkamp.
  • "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre", 2015. Suhrkamp.
  • "Bot", 2018. Suhrkamp.
  • "Der Trost runder Dinge", 2019. Suhrkamp.
  • "Die Bienen und das Unsichtbare", 2020. Suhrkamp.