Österreichs Bundespräsident Alexander van der Bellen würdigt die Literatur Friederike Mayröckers, die heute im Alter von 96 Jahren gestorben ist: " „Die Grande Dame der österreichischen Literatur ist nicht mehr. Heute hat Friederike Mayröcker ihren Stift für immer niedergelegt. Ihre zarte und doch so eindringliche Prosa, ihre facettenreiche, sprachspielerische Lyrik – immer war ihr Schreiben bereichernd und von unaufdringlicher Eleganz. Bis ins hohe Alter gelang es ihr, die Welt so zu beschreiben, als sähe sie sie zum ersten Mal." Der Bundespräsident würdigte auch die Person Mayröcker: "Wer diese feine, leise Autorin kannte, weiß um die Ausnahmeerscheinung, die Friederike Mayröcker zweifelsohne darstellte. Ihr Ableben macht traurig und nachdenklich und lässt sicherlich viele Menschen erneut zu ihren Büchern greifen.“

"Ganz Wien trauert um die Doyenne der österreichischen Literatur und Wiener Ehrenbürgerin Friederike Mayröcker", reagierte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Mayröcker werde in einem Ehrengrab der Stadt Wien beerdigt werden.

Auch die Kultursprecherin der Grünen und Obfrau des Kulturausschusses, Eva Blimlinger, zeigte sich in einer ersten Reaktion betroffen: „Damit verliert Österreich eine der wichtigsten literarischen Stimmen des 20. und 21. Jahrhunderts." Der Grüne Parlamentsklub spricht den Hinterbliebenen sein tiefes Mitgefühl aus.

Tief betroffen zeigte sich Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer heute angesichts des Ablebens der österreichischen Schriftstellerin Friederike Mayröcker. „Friederike Mayröcker hat sich Anfang des Jahres 2020 gewünscht, noch ein Buch fertigzustellen“, erinnert sich Mayer. „Es war ihr vergönnt: Im Juli letzten Jahres erschien „da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete“ – ihr letztes Werk.“

Eine wirklich unverwechselbare Stimme der Weltliteratur ist verstummt. Mit ungebrochener Schaffenskraft hat uns Friederike Mayröcker bis zuletzt mit ihren Texten von genreüberschreitender Einzigartigkeit gezeigt, dass Dichtung grenzenlos ist. Zeit ihres Lebens hat Mayröcker die Sprache als einen schier unerschöpflichen poetischen Zauberkasten begriffen. Erstaunliche ‚Widersetzlichkeit‘ war ihren Texten stets eigen. Mayröckers Tod ist ein großer Verlust für die Literatur“, sagte die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.

"Mit Friederike Mayröcker ist eine einzigartige Dichterin von uns gegangen", sagte der Literaturwissenschafter Klaus Kastberger und fügte hinzu: "Ihr langer und absolut kompromissloser poetischer Weg führte sie zu einer schwindelerregenden Ausdrucksform der Gefühle. So etwas hat die deutschsprachige Literatur vorher noch nicht gesehen. Ein Stück Mayröcker wird für immer in unserer Sprache bleiben. "

Auch der Verlagskollege bei Suhrkamp, der Grazer Autor Clemens Setz, schrieb auf Anfrage der APA: "Friederike Mayröcker war die größte Dichterin unserer Sprache. Jeder Mensch findet in ihrem Werk seinen geborgenen Winkel, seinen Platz zum Ausruhen, seinen Lobpreis. Meine Trauer ist sehr groß. Zumindest habe ich mich ein Mal im Leben nützlich gemacht und für Friederike Mayröcker einen Snoopy gezeichnet, denn sie liebte diesen Hund mit der Schreibmaschine."