"Unser Sieg zeigt, dass der ESC kein kitschiges Musikevent ist, sondern, dass es wirklich um die Musik geht", kommentierte der 22-jährige  Måneskin-Sänger Damiano David mit nacktem Oberkörper und Sektflasche das Ergebnis: Italien triumphiert dank Televoting mit dem Rockheuler "Zitti e buoni" beim ESC 2021 Bei den Fachjuroren (jeweils fünf Köpfe pro Land) hatte noch die Schweiz (Gjon's Tears mit "Tout l'univers") geführt - vor Frankreich und Malta. Die Schweiz hat auch das zweite Halbfinale gewonnen. Italien lag nach der Jury-Wertung bei der 65. Eurovisionsausgabe nur auf Rang vier, gefolgt von Island und der Ukraine. Das Televoting brachte Italien Platz eins.  Måneskin bekamen die meisten Stimmen per Telefon bzw. SMS, gefolgt von der Ukraine, Frankreich und Finnland.

Wo Österreichs Vincent Bueno im zweiten Halbfinale am Donnerstag gelandet ist, hat ORF-Kommentator Andi Knoll im Laufe des Finales kurz vor dem Finalvoting verraten . . . Rang 12! Noch war das Ranking geheim geblieben, um das Televoting beim finalen Abend nicht zu beeinflussen. Trotz emotionaler Darbietung, bei der Bueno mit Tränen kämpfte musste, wurde der 35-jährige Wiener in einer edlen Inszenierung von "Amen" nicht ins Finale gewählt. Mitstimmen konnte das ORF-Publikum dennoch beim Finale per Telefon bzw. SMS. Bei den Buchmachern tat sich im Laufe der Proben in der Ahoy-Arena einiges: Dass es in den Wettbüros ein ständiges Hüpfen auf dem Medaillen-Stockerl gibt, machte die 65. Ausgabe des ESC somit noch spannender. Italien, Frankreich oder Malta? Dann pirschten sich auch noch die Ukraine und die Schweiz heran. Unterschiedlicher könnten diese Beiträge zudem nicht sein.

Die heimische Fachjuryv bestand u.a. aus Ex-Vertreterin Paenda, Amadeus-Gewinner Norbert Schneider und Musical-Veteran Drew Sarich.

Trotz unverständlicher Ergebnisse in den beiden Semifinali muss konstatiert werden: Dass der 65. Eurovision Song Contest nach der Absage im Vorjahr sogar vor 3500 Live-Besuchern in einer Arena stattfinden kann, fühlt sich fast wie ein kleines Wunder an. Es muss keine kostümierten, Fahnen schwenkenden Fans direkt vor der Bühne geben, damit die Energie und Begeisterung eines Live-Publikums, das nun ausschließlich auf den Rängen sitzen muss, für bis zu 200 Millionen Zuschauer weltweit vor den Fernsehgeräten und Laptops spürbar ist.

Gesamtsieger ist ITALIEN mit Måneskin ("Zitti e buoni"), insgesamt 524 Punkte. Gefolgt von:
02 FRANKREICH mit Barbara Pravi ("Voilà") 499 Punkte
03 SCHWEIZ mit Gjon's Tears ("Tout l'univers") 432 Punkte
04 ISLAND mit Daði og Gagnamagnið ("10 Years") 378 Punkte
05 UKRAINE mit Go-A ("Shum") 364 Punkte
06 FINNLAND mit Blind Channel ("Dark Side") 301 Punkte
07 MALTA mit Destiny ("Je me casse") 255 Punkte
08 LITAUEN mit The Roop ("Discoteque") 220 Punkte
09 RUSSLAND mit Manizha ("Russian Woman") 204 Punkte
10 GRIECHENLAND mit Stefania ("Last Dance") 170 Punkte
11 BULGARIEN mit Victoria ("Growing Up Is Getting Old") 170 Punkte
12 PORTUGAL mit The Black Mamba ("Love Is On My Side") 153 Punkte
13 MOLDAU mit Natalia Gordienko ("Sugar") 115 Punkte
14 SCHWEDEN mit Tusse ("Voices") 109 Punkte
15 SERBIEN mit Hurricane ("Loco Loco") 102 Punkte
16 ZYPERN mit Elena Tsagrinou ("El Diablo") 94 Punkte
17 ISRAEL mit Eden Alene ("Set Me Free") 93 Punkte
18 NORWEGEN mit Tix ("Fallen Angel") 75 Punkte
19 BELGIEN mit Hooverphonic ("The Wrong Place") 74 Punkte
20 ASERBAIDSCHAN mit Efendi ("Mata Hari") 65 Punkte
21 ALBANIEN mit Anxhela Peristeri ("Karma") 57 Punkte
22 SAN MARINO mit Senhit ("Adrenalina") 50 Punkte
23 NIEDERLANDE mit Jeangu Macrooy ("Birth Of A New Age") 11 Punkte
24 SPANIEN mit Blas Cantó ("Voy A Quedarme") 6 Punkte
25 DEUTSCHLAND mit Jendrik ("I Don't Feel Hate") 3 Punkte
26 GROSSBRITANNIEN mit James Newman ("Embers") 0 Punkte

Die Niederlande haben sich als Gastgeber dieses Experiment getraut, und die ESC-Freunde und solche, die das Wettsingen aus anderen Gründen schauen, sagen „dank je wel!“ dafür. Aber wofür gibt es Fachjurys? Moldau ("Sugar") sang so falsch, dass es weh tat ... sowohl im Jury-Finale am Freitag als auch am Samstag in der weltweiten Übertragung. Und die ARD, die budgetär mehr als das 25-Fache ins ESC-Abenteuer als der ORF steckt, hätte gleich noch einmal Ralph Siegel engagieren können ... oder hat man die Kostüme für diesen lächerlichen "Spaß"-Auftritt mit Daumen-Kostüm ohnehin von Siegel ersteigert?

Die Pressestimmen zu Vincent Buenos Performance waren übrigens zu 95 Prozent positiv. Wer eine fehlende Show mit Pyrotechnik und halbnackten Tänzerinnen vermisste, hätte wohl strippende Nonnen auf die Bühne gestellt, deren Gebetsbücher beim dritten Refrain explodieren. Der ORF unter Programdirektorin Kathrin Zechner und der Künstler können sich jedenfalls nichts vorwerfen lassen. Es darf eher über die Funktion der heurigen Expertenjurys gerätselt werden, die eigentlich dafür da sind, sich nicht bloß von Showeffekten blenden zu lassen (Beispiele: Griechenland, Moldau). In der heimischen Fachjury: Ex-ESC-Starterin Paenda (2019 mit "No Limits"), Nobert Schneider und Virginia Ernst. In der deutschen Fachjury saßen u. a. Helene-Schneider-Manager Uwe Kanthak und "The Voice of Germany"-Gewinnerin Ivy Quainoo.

Rock aus Italien: die Band Maneskin
Rock aus Italien: die Band Maneskin © AP
© KLZGRAFIK


Steht die isländische Gruppe mit ihrem Song "10 Years" auch im Finale nicht live auf der Ahoy-Bühne?
Wie im Halbfinale wird auch beim Finale ein Mitschnitt von der Probe am 13. Mai laufen. Daði og Gagnamagnið-Bandmitglied Jóhann S. Jóhannsson ist positiv auf Corona getestet worden. Sänger Daði Freyr entschied: Man wolle nur gemeinsam und nicht ohne Jóhann auftreten. 2020 war die augenzwinkernde Nerd-Truppe hoher Favorit mit „Think About Things“ gewesen, dann kam die ESC-Absage.