Die Bregenzer Festspiele werden im heurigen Sommer zur Not auch vor 3.000 Besuchern spielen. Das haben die Verantwortlichen am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms für die anstehende Festspielsaison (21. Juli bis 22. August) klar gemacht. Nichtsdestotrotz hoffen Festspielpräsident Hans-Peter Metzler, Intendantin Elisabeth Sobotka und der kaufmännische Direktor Michael Diem auf volle Tribünen, sprich: 7.000 Besucher pro Seeaufführung.

Auf dem Programm der 75. Bregenzer Festspiele - die im Vorjahr infolge der Corona-Pandemie zum ersten Mal in ihrer Geschichte hatten abgesagt werden müssen - stehen als Zugpferde unverändert "Rigoletto" von Giuseppe Verdi als Spiel auf dem See (28 Aufführungen) sowie Arrigo Boitos Oper "Nero" im Festspielhaus (drei Aufführungen). Die Absage des vergangenen Jahres habe man "mit einem blauen Auge" überstanden, sagte Metzler. Man stehe "vernünftig" da, auch weil man das Instrument der Kurzarbeit genützt und Unterstützung vom Bund bekommen habe. Der Kern der notwendigen Kostenersparnis sei aber gewesen, dass es gelungen sei, den Großteil des Programms um ein Jahr zu verschieben. "Dadurch konnten wir enorm sparen", sagte Diem.

Der kaufmännische Direktor hoffte auf die von der Bundesregierung für Mitte Mai angekündigten "weiteren Öffnungsschritte", ebenso zeichne sich Reisefreiheit innerhalb der EU ab - die für die Festspiele angesichts der Tatsache, dass beinahe zwei Drittel der Besucher aus Deutschland anreisen, besonders wichtig wäre. Das Sicherheitskonzept der Festspiele fuße auf den drei G's - nur wer getestet, geimpft oder genesen sei, werde im Sommer bei den Festspielen Zutritt haben. Auch ging Diem davon aus, dass Besucher eine FFP2-Maske tragen müssen. Es gebe Studien, wonach Ansteckungen im Freien mit FFP2-Maske beinahe unmöglich seien.

Zum Kartenverkauf hieß es, dass von den 225.000 aufgelegten Tickets bereits 170.000 gebucht und davon 110.000 verkauft seien. Wären im Sommer tatsächlich "nur" 3.000 Gäste auf der Seebühne zugelassen, müsste der Verkauf rearrangiert werden, räumte Diem ein. "Dann würden Partner und Frühbucher zuerst zum Zug kommen", so der kaufmännische Direktor.

Inhaltlich freuten sich sowohl Metzler als auch Sobotka auf "Belebung" und "große Vielfalt" und konnten den Beginn der Festspielsaison "kaum erwarten". Die Vorbereitungen auf die Proben liefen "relativ normal", sprach Sobotka von einer "sehr produktiven Zeit". Aufgrund der Verschiebung der Produktionen gebe es auch manche personelle Veränderung. So wird mit Julia Jones am Pult der Wiener Symphoniker erstmals eine Frau das Spiel auf dem See dirigieren. An der Produktion von "Rigoletto" gebe es aber nichts Großes zu verändern, "sie war und ist perfekt", fand die Intendantin. Philip Stölzl, der "Rigoletto" inszeniert, wollte hingegen noch "ein Quäntchen" mehr herausholen.

Von "Nero" sprach die Intendantin als einem "nie vollendeten Werk", weil es zu viel wolle und viele Fragestellungen beinhalte. Es handle sich um ein historisches Stück, das aktuelle Themen mitverhandle, und gerade das mache letztlich gute Kunst aus. Regisseur Olivier Tambosi brenne darauf, "Nero" zur Aufführung zu bringen, so Sobotka.

In der Jubiläumssaison - gefeiert werden gleichzeitig die 75. Saison und auch das 75-jährige Bestehen des Festivals - soll insbesondere auch das Orchester der Bregenzer Festspiele, die Wiener Symphoniker unter ihrem neuen Chefdirigenten Andres Orozco-Estrada, im Mittelpunkt stehen. Sowohl Richard Wagners "Das Rheingold" als auch Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" mit dem Bregenzer Festspielchor, dem Kornmarktchor und weiteren Sängerinnen und Sängern aus der Region wurden von Sobotka als "Perlen" bezeichnet. Ebenfalls neu am Dirigentenpult ist Leo McFall beim Vorarlberger Symphonieorchester. Zu hören sein wird unter anderem Staatspreisträger Thomas Larchers neuestes Orchesterwerk. Festspielpräsident Metzler nannte die "Qualität" den roten Faden der Festspiele, die speziell in den vergangenen 30 Jahren eine einzige große Erfolgsgeschichte gewesen seien.

Als Uraufführung steht die Oper "Wind" des Vorarlberger Komponisten Alexander Moosbrugger auf dem Programm, als österreichische Erstaufführung die internationale Koproduktion "Upload" von Michel van der Aa. In der Sparte Schauspiel gibt es unter anderem "Michael Kohlhaas" als Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin zu sehen. Ebenfalls gezeigt wird Bernhard Studlars "Lohn der Nacht" als Uraufführung. Dabei handelt es sich um das Siegerstück des Wettbewerbs der Österreichischen Theaterallianz.