Der brasilianische Choreograf und Mitbegründer des Wiener ImPulsTanz-Festivals, Ismael Ivo, ist tot. Er verstarb am Donnerstag im Alter von 66 Jahren in seiner Heimat Brasilien an einer Covid-Infektion. Der am 17. Jänner 1955 geborene Ivo hatte den ImPulsTanz 1984 mit Karl Regensburger gegründet und war dafür 2019 mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet worden.

Der renommierte Choreograf, der beruflich eng mit seinem österreichischen Kollegen Johann Kresnik verbunden war, war aber immer auch in seiner ursprünglichen Profession tätig und neben seiner eigenen künstlerischen Arbeit auch zahlreichen weiteren Institutionen verbunden. So leitete er von 1996 bis 2005 das Tanztheater des Deutschen Nationaltheaters in Weimar und zwischen 2005 und 2012 die Sektion Tanz der Biennale Venedig. Zuletzt hatte Ivo 2017 die Leitung des Balé da Cidade de Sao Paulo übernommen, wo er im gleichen Jahr auch zum Co-Intendanten des Opernhauses aufstieg.

Die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler reagierte bestürzt auf die Nachricht vom plötzlichen Tod des international renommierten Choreografen, Tänzers, Festivalleiters
und Lehrers: "Wien verdankt Ismael Ivo so viel, hat er doch 1984
gemeinsam mit Karl Regensburger das internationale Festival
ImPulsTanz gegründet, das sich seither zu einem der größten
Tanzfestivals Europas entwickelt hat und Wien einen bedeutenden Platz in der Welt des Tanzes sichert“, so Kaup-Hasler; "„Ismael Ivos unverwechselbarer Stil als Tänzer und Choreograf nährte sich aus einem umfassenden rationalen und emotionalen Wissen. ‚Mein Körper war immer politisch‘, sagte Ivo, und so erlebten wir ihn
auch. Übersetzt in die emotionalen Zeichen des Tanzes, übertragen von Körper zu Körper, wurde Ivos Wissen fühlbar, begeisterte und berührte die Menschen."

Ivos überraschender Tod sei nicht nur für die Tanzwelt ein schwerer Schlag, unterstrich Karl Regensburger, gemeinsam mit Ivo Mitbegründer des Wiener ImPulsTanz-Festivals: "Das ist ein großer Verlust für alle, die ihn kannten, weil er ein wunderbarer und unglaublich großzügiger Mensch war." Es sei ein Drama, dass der 66-jährige letztlich inmitten seines Schaffensdrangs von Covid hinweggerafft worden sei. "Er war noch nicht fertig mit all seinen Plänen", betonte Regensburger. So hätte noch im heurigen Herbst in Ivos Heimatstadt Sao Paulo das Choreografische Zentrum Ismael Ivo eröffnen sollen.

Auch Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer zeigt sich  betroffen: Ivo habe "Wien aus seinem tänzerischen Dornröschenschlaf erweckt und die Vorstellung aus dem 19.
Jahrhundert, dass Wien tanzt, erneut Realität werden lassen. Er
popularisierte jedoch nicht nur die Bewegung als solche, sondern
achtete immer auf höchste Perfektion, die er mit Freude verband. Die Faszination, die die Arbeit von Ismael Ivo auf uns alle ausübte, lag eben in der Verbindung des Körperlichen mit dem Intellektuellen, das seinen Choreographien auch immer zugrunde lag", So Mayer. Der Tod des Künstlers hinterlasse "eine riesige Lücke
im österreichischen und internationalen Tanzleben."