Eine aktuelle Studie der weltweit tätigen Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) zur Lage der Kultur- und Kreativwirtschaft in Europa zeigt, dass dieser Wirtschaftszweig vor Covid-19 mehr als doppelt so viele Menschen wie in der Telekommunikation und der Automobilindustrie gemeinsam beschäftigt hat und  4,4% des EU Bruttoinlandsprodukts repräsentiert hat.

Die Studie belegt, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft zu den von der Pandemie am härtesten betroffenen Branchen zählt: stärker als der Tourismus und fast genauso stark wie der Luftverkehr. Umso mehr kann die Kultur- und Kreativwirtschaft eine wichtige Rolle zur Lösung der Krise spielen in einer Zeit, die nach politischer Einheit, kräftigen Impulsen für die Wirtschaft und sozialer Regeneration ruft.

31% weniger Einnahmen im Vorjahr: Im Jahr 2020 hat die Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) in den 28 Ländern der EU einen Einnahmenrückgang von 199 Milliarden Euro oder 31% zu verzeichnen. Damit sind ihre Verluste höher als jene der Tourismusindustrie (-27%) oder der Automobilindustrie (-25%). Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie sind in allen Bereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft spürbar, besonders hart davon betroffen sind die Bereiche Darstellende Kunst (-90%) und Musik mit einem Einbruch von 76% im Vergleich zum Vorjahr. Obwohl Onlinenutzungen von Musik gestiegen sind, konnte das Fehlen von Live-Veranstaltungen in keinster Weise kompensiert werden.

Langfristige Folgen entlang der Wertschöpfungskette: Die Auswirkungen der Krise werden das Wachstum der Branche noch mehrere Jahre in ganz Europa stark bremsen. Im Bereich der Verwertungsgesellschaften, die die Gelder für Aufführungen aus 2020 erst im heurigen Jahr an die RechteinhaberInnen auszahlen, bedeutet der Rückgang an Musiknutzungen einen Umsatzverlust von ca. 35%. Der Verkauf von physischen Tonträgern ist weiterhin rückläufig und liegt ebenfalls bei -35%, während die digitalen Umsätze nur um niedrige 8% wachsen werden. Erst wenn es eine klare Perspektive für die Wiederaufnahme des regulären Produktions- und Spielbetriebs gibt, werden auch Investitionen und Innovationen wieder erfolgen.

Die Situation der Musik-UrheberInnen in Österreich: Covid-19 hat auch in Österreich für massive Einnahmenrückgänge bei den Kreativschaffenden gesorgt. UrheberInnen und Musikverlage erhalten im Lauf dieses Jahres die für das Vorjahr anfallenden Tantiemen ausbezahlt und müssen von einer Reduktion der Verteilungssumme um 20,2% auf 85,2 Millionen Euro ausgehen. Die Sparte Live-Aufführungen erreicht mit einem Minus von 70% einen Negativrekord. Für 2021 wird aufgrund der anhaltenden Beschränkungen im Kulturbereich erneut eine rückläufige Umsatzsumme von 86,3 Millionen Euro (- 9,8 % vs. 2020) erwartet, die somit um mehr als 25% unter den Umsatzzahlen von 2019 liegt.

Gemeinsam die Zukunft meistern: Die Kultur- und Kreativwirtschaft wurde von der Pandemie äußerst hart getroffen und es wird Jahre dauern, bis sie sich von den Auswirkungen erholt. Im Namen ihrer 27.000 Mitglieder, der RechteinhaberInnen von musikalischen Werken, ruft die AKM die Regierungsparteien abermals auf, die Unterstützungsleistungen für Musikschaffende ihrer wirtschaftlichen Bedeutung entsprechend zu erhöhen und die Kreativschaffenden als Multiplikatoren für die Zukunft zu nutzen.

Peter Vieweger, Präsident AKM: „Die Lage für Kreativschaffende ist so düster wie nie zuvor. In Anbetracht der herausragenden wirtschaftlichen Bedeutung des Kultur- und Kreativbereichs für die europäische und auch österreichische Wirtschaft fordern wir adäquate Unterstützung für die UrheberInnen und Musikverlage, damit sie nach der erfolgreichen Bekämpfung der Pandemie ihr kreatives Potential neu entfalten und mit ihrem künstlerischen Schaffen die Gesellschaft wieder zusammenbringen können.“

Gernot Graninger, Generaldirektor AKM: "Neben adäquaten finanziellen Mitteln zur Überbrückung der Krise spielen die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Kultur- und Kreativwirtschaft und das wirtschaftliche Überleben der RechteinhaberInnen eine zentrale Rolle. Die Novelle des Urheberrechts steht vor der Tür, die UrheberInnen benötigen dringend einen zeitgemäßen und effektiven Schutz ihrer Leistungen, vor allem im immer stärker wachsenden digitalen Umfeld."

Mira Lu Kovacs, Musikschaffende: „Die Auswirkungen dieser Krise auf die Musikindustrie beginnen gerade erst zu greifen. 2020 war vielleicht gar nicht das schwierigste Jahr für die Musikschaffenden und das sagt doch viel. Die nächsten Jahre werden für meine KollegInnen und mich erst zeigen, wie dramatisch und tiefgreifend die Folgen dieser Pandemie wirklich sind.“