Für 2021 keine guten Vorsätze. Im letzten Jahr hab ich mir vorgenommen, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und den Kindern öfter bei den Hausaufgaben zu helfen. Aber jeden Tag? Nein, ich bin jetzt abergläubisch. Beim letzten Bleigießen hatte ich eine Art Sensemann aus dem kalten Wasser geholt. Nie mehr.

Ich versuche mich an die guten Sachen des vergangenen Jahres zu erinnern. Das ist leicht, weil wenig Gutes passiert ist. Am besten war es, dass meine Waschmaschine kaputt gegangen ist und ich monatelang auf den Service warten musste. Von Tagen hatte man mir am Telefon erzählt, aber aus Wochen wurden Monate. Und so wurde ich Stammkunde beim nächstgelegenen Waschsalon. Während ich auf den Servicetermin wartete, wie der Rest der Welt auf einen Impfstoff, ging ich durchschnittlich zweimal die Woche mit riesigen Wäschesäcken in den Waschsalon beim Franz-Josef-Bahnhof. Ein vollautomatischer Salon, ohne jeden menschlichen Kontakt.

Manchmal wartete ich 78 Minuten allein, manchmal wartete ich mit einer alten, zahnlosen Frau zusammen, die zwar Wäsche wusch, den Waschsalon aber vor allem als Wärmeraum nutzte, wo man gemütlich jausnen kann. Durch ihre Maske schob sie sich Orangenstücke und Brote, ihren mitgebrachten Tee versuchte sie, an der Maske vorbei in den Mund zu bekommen, was selten funktionierte. Ihre Maske sah bald aus, als wäre sie mit einem kalten Büffet vermischt worden. Wenn die Maske zu verschmiert war, zog sie die Maske aus und ging zu der kleinsten Trommel, wo sie nur die eine Maske wusch. Vorbildlich bei 60 Grad. Dann starrten wir beide auf die Trommel mit der sich drehenden Maske.