Er hat Romy Schneider geküsst, Nacktszenen mit Brigitte Bardot gedreht und für Regisseur Nanni Moretti den Papst gespielt. In mehr als 200 Filmen hat Michel Piccoli immer wieder überrascht. Nun ist Michel Piccoli im Alter von 94 Jahren an einem Schlaganfall verstorben, wie seine Familie bestätigt.

Insgesamt spielte der am 27. Dezember 1925 geborene Piccoli in über 200 Filmen mit. In sechs davon stand er an der Seite von Romy Schneider - etwa in "Die Dinge des Lebens" oder "Das Mädchen und der Kommissar". Für "Der Sprung ins Leere" gewann er 1980 in Cannes die Goldene Palme als bester Darsteller. Einer seiner letzten großen Leinwandauftritte wurde die Rolle als frisch gewählter Papst in Morettis "Habemus Papam" 2011.

Piccoli ist der Sohn einer Musikerfamilie italienischer Herkunft. Sein Vater war Violinist, seine Mutter Pianistin. Eltern ohne Leidenschaft, wie er in seinen Memoiren schreibt. Er kam nach dem Tod des von seiner Mutter über alles geliebten Bruders zur Welt. Seine ganze Kindheit über habe er mit einem Phantom gelebt. "Das Theater war in erster Linie der Wunsch gewesen zu fliehen", offenbart er.

Michel Piccoli
Michel Piccoli © (c) AP (Laurent Gillieron)

Schauspielstudium, Auftritte auf verschiedenen Bühnen und ab 1960 Filme mit Stars wie Brigitte Bardot, Romy Schneider und Regisseuren wie Alfred Hitchcock, Luis Buñuel und Jean-Luc Godard. Leidenschaftlicher und romantischer Liebhaber - Piccoli war mehrmals verheiratet, darunter auch mit Juliette Gréco - eiskalter Mörder und verzweifelter Künstler. Piccoli hat so ziemlich alles gespielt. In einer seiner letzten Rollen auch den Papst.

Der Film "Habemus Papam" von Nanni Moretti wurde 2011 in Cannes gezeigt. Den Papst zu spielen, das komme nicht oft vor. Doch sei ihm die Rolle nicht schwer gefallen, sagte er damals. Piccoli gehört zu den begnadeten Schauspielern, die mit Mimik und wenigen Gesten überzeugen. Allein die Art, wie er seine buschigen Augenbrauen zusammenzieht, spricht Bände.

Zu jenen, die sein schauspielerisches Geheimnis am besten auf den Punkt bringen, gehört Agnès Varda. "Er versteht es, seine Kunst zu verbergen, weil er die Gabe hat, sie sparsam einzusetzen." Für die 87-jährige Regisseurin spielte er in "Hundert und eine Nacht" - eine Komödie und eine Hommage auf 100 Jahre Filmkunst. Darin gab Piccoli Monsieur Cinéma, einen alten Mann, der die ganze Filmgeschichte Revue passieren will. Doch leider lässt sein Gedächtnis nach. So wie das von Piccoli. Für einen Schauspieler sei das eine Katastrophe, gestand er in seiner Autobiografie. Er wünsche sich, dass er ewig weiter spielen könne, doch leider werde es irgendwann ein Ende geben.