"Alles liegt lahm: Film- und TV-Serien-Produktionen, Werbung und Theater", klagte der Mailänder Regisseur und Oscarpreisträger Gabriele Salvatores. "In einer dramatischen Phase wie dieser muss der kreative Bereich wie alle Berufsgruppen unterstützt werden. Wir wissen, dass jetzt die Gesundheit absolute Priorität hat, man muss aber auch an die Zukunft denken", betonte Salvatores im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Sonntagsausgabe).

Die Probleme belasten vor allem Rom, Italiens Hauptstadt des Kinos, des Fernsehens und der Kunst. Die Branche stütze sich auf viele Mitarbeiter mit wenig finanziellen Garantien. "Viele Filmstarts wurden verschoben. Ganze Theatergruppen sind arbeitslos. Die geplanten Film- und TV-Serien-Produktionen stehen still. Auch die Werbung ist komplett zum Erliegen gekommen", klagte der 69-jährige Salvatores.

So verliert etwa die Mailänder Scala, die seit dem 23. Februar alle Aufführung abgesagt hat und mindestens bis zum 3. April geschlossen bleibt, eine Million Euro pro Woche. "Wir werden auf vieles verzichten müssen und öffentliche Unterstützung benötigen", sagte Dominique Meyer, seit 1. März Scala-Intendant, im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".

Der Ex-Direktor der Wiener Staatsoper beginnt seine Amtszeit in Mailand in einem "dramatischen Moment in der Geschichte de Theaters". Seine Hoffnung ist, dass der Wiedereröffnung Anfang April neu starten zu können. "Am 4. April können wir mit Rossinis Oper 'Il turco in Italia' neu beginnen", sagte Meyer. Die meisten Aufführungen im April und Mai müssen jedoch abgesagt werden.

Die Stimmung sei trüb. "Alle Mitarbeiter, angefangen von Scala-Musikdirektor Riccardo Chailly, haben von Anfang an begriffen, dass man niemanden gefährden darf. Ihr Herz ist jedoch gebrochen, weil sie auf Projekte verzichten müssen, an denen sie jahrelang gearbeitet haben", sagte Meyer. Er zeigte sich besorgt um die vielen Mitarbeiter des Theaters, die nicht angestellt sind. "Wenn sie nicht auftreten, verdienen sie nicht", warnte Meyer.

"Die unsichere Zukunft ist eine schwierige Herausforderung für Opernhäuser, die lange Planungszeiten, Proben und die Beteiligung von Künstlern mit vielen Terminen benötigen", sagte Meyer. Geprüft wird die Möglichkeit, einige Aufführungen in Streaming zu senden. "Für viele Menschen, die zu Hause sind, wäre es schön, Aufführungen im Streaming zu verfolgen. Für sie, sowie für Sportler, ist dies eine frustrierende Zeit. Wir müssen Kultur auf leichte Weise zugänglich machen", sagte der Franzose.

Wegen der Coronavirus-Pandemie sind Kinos, Theater und Museen bis zum 3. April geschlossen. Italien ist mit 1.441 Todesopfern und 17.750 Infizierten das nach China am stärkste betroffene Land der Welt. Die italienische Regierung will am Sonntag ein Paket mit Stützungsmaßnahmen für die von der Epidemie am stärksten betroffenen Berufskategorien verabschieden.