"Wenn sich ein Architekt mit dem Zeitgeist verheiratet, ist er sehr bald Witwer“, lautete einer der flotten Sprüche, die ihn als Baukünstler und kritischen Zeitgenossen charakterisierten. Doch bevor er mit seinen Bauten ins öffentliche Rampenlicht trat, hatte sich der Erfinder der berühmten „Peichl-Torte“ als Karikaturist einen Namen gemacht. Sieben Jahrzehnte lang begleitete er mit zittrigem, aber stets pointiertem Strich das heimische Zeitgeschehen. Mit TV-Sendungen wie „Die Karikatur der Woche“ oder seinem „Jahresrückblick“ begeisterte er ein Millionenpublikum, sodass es selbst unter seinen Opfern hieß: „Es ist schlimm von Ironimus karikiert zu werden, aber es nicht zu werden, ist noch schlimmer.“ Erst vor vier Jahren beendete er wegen eines Augenleidens sein humoristisches Tagesgeschäft. Nun ist Gustav Peichl, diese einzigartige Doppelbegabung, im Alter von 91 Jahren in seiner Heimatstadt Wien verstorben.

Karikaturistische Anfänge


Geboren am 28. März 1928, studierte Peichl zunächst bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste, um später Mitarbeiter von Roland Rainer zu werden. Noch als Student veröffentlichte er 1949 seine erste politische Karikatur, damals bereits unter seinem Pseudonym, um vor den russischen Besatzern sicherer zu sein. Schließlich war sogar Stalin ein Objekt seiner spitzen Feder. Auf den Diktator folgten elf Bundeskanzler, darunter als Lieblingsgegner Bruno Kreisky, dem der konservative „Presse“-Zeichner in Bewunderung verbunden war. „Die Karikatur ist ein Ventil für mich. Sie erspart mir sozusagen den Psychiater“, erklärte Gustav Peichl einmal. Und sie war auch ein lukrativer Zweitberuf. „Ich habe mein Architekturbüro mit Karikaturen verdient. Bis 1960 habe ich praktisch nur mein eigenes Haus geplant“, gestand er der „Kleinen Zeitung“ zu seinem 80er.

Bekannte Bauten