Uraufgeführt als Zeltshow 2005 im Grand Chapiteau von Montreal, wurde „Corteo“, was man etwa mit „fröhlicher Parade“ oder "Prozession" übersetzen kann, 2018 für Arenen und Stadthallen adaptiert und tourt seither "zwischen Himmel und Erde" um den Globus. Auf höchstem Niveau. Stets die Fantasie anregend, das Herz öffnend . . . und mit der über die Ränge fliegenden, immer wieder jauchzenden Oma einfach süß. Graz ist die mittlerweile 71. Station von "Corteo" – rund 21.000 Karten (der Ticketpreis liegt zwischen 59 und 109 Euro) wurden hier dafür aufgelegt. Hohe Erwartungen also. Da die mehr als 30 Meter lange Bühne wie ein Catwalk den Raum in eine linke und rechte Hälfte teilt, ist der Zuschauer von fast jedem der neuen, nun viel bequemeren Tribünensitze in Graz nah dran, die auch optisch hübscher sind und seit Oktober im Einsatz sind.

Und das Premierenpublikum staunte: Als hätte man es um gut zwei Jahrhunderte in die Vergangenheit katapultiert. Vielleicht nach Rom oder Florenz? Wer weiß das schon so genau. Es ist eine prächtige, mächtige Theaterkulisse mit opulenten Barock-Vorhängen, die sich in den Raum geschoben hat. Wo ein Auftritt geboten wird, der auch ein Abgang sein könnte: Denn Clown Mauro fühlt sein Ende nah. Doch Trauer? Ach, woher. Karussell statt Beerdigung! In einem opulenten Festzug wird noch einmal das Leben gefeiert. Auf Lüstern schwingend und aus auf überdimensionalen Betten in luftige Höhen springend, von der Hula-Hoop-Nummer bis zur waghalsigen Performance auf der Wippe. Die Gesetze der Schwerkraft scheinen zweieinhalb Stunden nicht zu gelten. Fazit: Laute Feierstimmung trifft auf leise Melancholie. Eine zauberhafte Zeitreise, auf die uns das 51-köpfige Ensemble (Akrobaten, Musiker, Sänger, Schauspieler) in den rund zwei Stunden entführt.

"Corteo": Aus dem Bett geht es hier hoch hinaus
"Corteo": Aus dem Bett geht es hier hoch hinaus © Cirque/LiveNation