Ihre Haare sind feuerrot, die Wimpern wie die von Bambi, und die Figur könnte die von Barbie sein. Adrenaline nennt sich die Heldin, um die sich im neuen Abenteuer von Asterix und Obelix alles dreht. Wie sehr, zeigt auch das Cover: Bestimmend und etwas schnippisch steht sie zwischen Obelix und Asterix. Beiden scheint dabei nicht zum Lachen zumute.

"Die Tochter des Vercingetorix" heißt der Titel des neuen Hefts, das am 24. Oktober in mehr als 30 Ländern erscheint.

"Sie ist eine kleine Rebellin und bringt den Laden ganz schön durcheinander", sagte der Autor Jean-Yves Ferri in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Paris. Zusammen mit dem Zeichner Didier Conrad hat Ferri ihr einen passenden Vornamen gegeben: Adrenaline. Der Name ist eine Anspielung auf ein Hormon, das unter anderem zu höherem Blutdruck und schnellerem Herzschlag führt.

Man habe den Namen nicht unbedingt wegen ihres Charakters ausgesucht, aber er entspreche ihrem Naturell doch sehr, erklärte Ferri auch bei der Vorstellung in der Nähe von Paris. Conrad, der den Teenager in einem schwarzen, eng anliegenden Outfit gezeichnet hat, setzte noch hinterher: "Sie ist ein wahrer Elektroschock."

Adrenaline sorgt in dem 38. Band für Unruhe, nicht nur in dem kleinen gallischen Dorf. Ihr Name ist bis zu Julius Caesar nach Rom vorgedrungen, der das junge Mädchen verfolgen lässt. Einer der Gründe ist der Torques, ein offener Halsring, den sie von ihrem Vater, dem legendären Gallierfürsten Vercingetorix, geerbt hat.

Teenager in einer Welt voller Machos

Mit Feminismus habe die Wahl eines Mädchens als zentrale Figur weniger zu tun, erklärte Ferri in dem Interview. Dazu sei man geschichtlich zu sehr an einen zeitlichen Rahmen gebunden. "Wir erzählen die Geschichte eines Teenagermädchens, das in einem Dorf voller Machos auftaucht und auf der Suche nach sich selbst ist", erzählte Ferri weiter. Dabei setzt sich Adrenaline so über manche Konvention hinweg. Da Ferri und Conrad Väter von Töchtern sind, konnten sie sich das beide gut vorstellen. "Wir hatten die besten Beispiele vor Augen", so Ferri.

Für das Duo war es aber auch an der Zeit, wieder eine weibliche Figur auftauchen zu lassen. Frauen spielen in den Asterix-Heften eher eine untergeordnete Rolle. Die Gallier tun sich mit selbstständigen Frauen schwer - bis auf Maestria, die feministische Parolen verbreitet und versucht, die weibliche Bevölkerung bei Abendkursen aufzuwiegeln. "Asterix und Maestria" erschien 1991.

Vercingetorix ist eine historisch verbürgte Figur. Nur wenig ist über den legendären Arverner-Häuptling bekannt, der um das Jahr 50 vor Christi den letzten großen Aufstand der Gallier gegen die Legionen Roms angeführt hatte. Bei der Schlacht von Alesia in Burgund hatte er sich dem Feldherrn und Staatsmann Julius Caesar geschlagen geben müssen.

Die Niederlage ist schon in mehreren Asterix-Abenteuern aufgegriffen worden. "Alesia? Ich kenne kein Alesia! Ich weiß nicht, wo Alesia liegt! Niemand weiß, wo Alesia liegt", geiferte zum Beispiel Asterix' Dorfchef Majestix über das gallische Trauma.

Der Gallierfürst sei früh gestorben, deshalb gehe man davon aus, dass er in Wirklichkeit keine Tochter gehabt habe, sagte Ferri. Aber Adrenaline sei für ihn die Gelegenheit, in dem Band auf ihn zurückzukommen.

Ferri und Conrad haben 2011 die Nachfolge von Albert Uderzo angetreten, der die Figuren Asterix und Obelix 1959 gemeinsam mit dem Autor René Goscinny geschaffen hat. Nach dessen überraschendem Tod im Jahr 1977 machte Uderzo dann allein weiter.

Für das Duo ist "Die Tochter des Vercingetorix" der vierte gemeinsame Band. Für jene, die ihn schon gelesen haben, soll es ihr bester sein.