Im eigens eingerichteten „Wutraum“ im Museumsquartier wurde davor noch artig Porzellan zertrümmert. Die Premiere „Die Merowinger oder Die totale Familie“ im Volkstheater ging schaumgebremster über die Bühne.
Anna Badora inszenierte zur Eröffnung ihrer letzten Saison Heimito von Doderers spinnerten Roman aus dem Jahr 1962, dessen Handlung – Stammbaum im Programmheft hin oder her – ohnehin recht unübersichtlich ist. Autor Franzobel wagte eine kluge, zeitgemäße Bearbeitung, die vor Reimen, bissigen politischen Anspielungen wie Fake News oder Schreddern nicht zurückschreckt.


Vieles davon geht im showlastigen Abend, der so vieles sein will und dabei so emotionslos bleibt, aber unter. Hausherrin Badora macht aus der Geschichte des wutkranken Childerich III., dem letzten Merowingerkönig und seinem Kampf um den Machterhalt mit einem inzestuösen Heiratsprojekts, eine grelle Groteske, voll gespickt mit Raps, Sexszenen, vielen Watschen, einer Blasmusikkapelle, SM-Masken und den Versuch, das Revolutionslied „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ mitsingen zu lassen.

Starkes Spiel: Peter Fasching, Bernhard Dechant
Starkes Spiel: Peter Fasching, Bernhard Dechant © Volkstheater/Lupi Spuma


In der Rolle des Childerich mit seinen durchgeknallten Attitüden ist Peter Fasching zu sehen – eine Besetzung, die nicht zum Bild des Wüterichs passen will. Geglückt ist aber die Interpretation des hündischen Dieners Wänzrödl an seiner Seite: Bernhard Dechant begeistert. Dem Wutausbruch in der sterilen Drehbühne mit den Treppen und Spiegelpaneelen hätte man gerne mehr Wahnsinn gewünscht.

Freundlicher Applaus.

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