Staatsopern-Direktor Dominique Meyer dürfte seinen bis Ende dieser Saison laufenden Wiener Vertrag erfüllen, gleichzeitig aber bereits im ersten Halbjahr 2020 für die Mailänder Scala tätig werden. In Mailand darüber geführte Gespräche sickerten unmittelbar danach an die italienische Presse durch, obwohl in Wien die Modalitäten noch nicht ausverhandelt sind.

"Ich habe sowohl Kulturminister Schallenberg als auch Bürgermeister Sala gegenüber betont, dass ich auf jeden Fall meine Aufgaben als Staatsoperndirektor bis Ende der laufenden, meiner letzten, Saison wahrnehmen möchte. Gleichzeitig habe ich meine Bereitschaft signalisiert, mein Mandat an der Mailänder Scala bereits früher anzunehmen. Jetzt müssen wir mit Holding-Chef Christian Kircher die Möglichkeiten prüfen und die Modalitäten klären", hieß es Freitagmittag in einem Statement von Dominique Meyer gegenüber der APA.

"Der Wunsch, die Intendanz an der Mailänder Scala vor Ablauf seines Vertrages in Wien zu übernehmen erfordert, dass wir uns als Eigentümer mit Dominique Meyer über die Modalitäten der Übergangszeit verständigen. Dies soll in den nächsten zwei Wochen erfolgen. Ein geordneter Übergang auf die Direktion von Bogdan Roscic soll im Einvernehmen mit allen Beteiligten erzielt werden", ließ Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher gegenüber der APA verlauten.

Bei den kommenden Gesprächen dürfte es u.a. darüber gehen, dass Meyer in Wien wohl nicht die volle Staatsopern-Gage zugestanden werden wird, während er bereits an der Spitze eines anderen Opernhauses steht. Möglicherweise wird auch sein Nachfolger Bogdan Roscic bereits Anfang Juli und nicht wie bisher vorgesehen Anfang September in seinen Vertrag eintreten. Ein "fliegender Wechsel" in der längst fertiggeplanten Abschluss-Saison von Dominique Meyer scheint dagegen unwahrscheinlich.

Die Bundestheater waren bereits 2005 vor einer ähnlichen Situation gestanden, als der damalige Burgtheater-Direktor Klaus Bachler zum Intendanten der Bayrischen Staatsoper München ab September 2008 designiert wurde, sein Wiener Vertrag jedoch bis Sommer 2009 lief. De facto übernahm in der letzten Saison seine Stellvertreterin Karin Bergmann bereits damals die Führung des Hauses - lange bevor sie tatsächlich zur Burgtheater-Direktorin bestellt wurde.