Der Theater- und Filmregisseur Mundruczo bestritt das Pressegespräch auf Englisch, sodass sich die Frage aufdrängte, wie er als Ungarisch sprechender Theater-Regisseur mit der deutschen Sprache zu recht komme: "Ich bin bei der Arbeit mit den Schauspielern nicht so scheu wie im Gespräch mit der Presse. Ich verstehe Deutsch recht gut und wir arbeiten in einer sprachlichen Mischung. Grundsätzlich glaube ich aber, dass die Sprache und der Text besonders im deutschen Theater überschätzt wird. Schauspieler bleiben Schauspieler, und ich stelle immer wieder fest, dass Körpersprache, Mimik und andere Techniken die gleichen sind und in verschiedenen Sprachen gleich funktionieren."

Als er von Bettina Hering, der Leiterin des Schauspiels bei den Salzburger Festspielen, gefragt wurde, ob er den "Liliom" inszenieren wolle, habe er Nein gesagt, erzählte der Theatermacher. "Das ist besonders in Zeiten der 'me too'-Debatte ein extrem schwieriges, sehr bekanntes, radikales und provokantes Stück. Es ist wie bei Fußball, jeder fühlt sich als Experte und glaubt zu wissen, wie 'Liliom' inszeniert sein muss. Da wollte ich eigentlich die Finger davonlassen, ich hatte das Gefühl, zu nahe am Stück zu sein. Aber man hat mich dazu gezwungen", so Mundruczo halb im Scherz an die Adresse von Schauspielchefin Hering.

Das "Liliom"-Team kündigte an, die Version von Alfred Polgar zu verwenden, der den "Liliom" ja nicht nur übersetzt, sondern auch in den Wiener Prater versetzt und an vielen weiteren Stellen wesentlich ins Stück eingegriffen hat. "Damit ist 'Liliom' zu einem österreichischen Stück geworden", so der Regisseur, "aber diese Version ist einfach gut." Mundruczo sieht in diesem Theaterstück über Liebe und Gewalt ein Stück des 19. Jahrhunderts, obwohl es im 20. Jahrhundert geschrieben worden ist. "Bei uns ist der 'Liliom' nicht einfach ein Macho, sondern eher ein Clown, der sich als Künstler fühlt und daher seine Grenzen nicht spürt. Auch die Figur der 'Julie' ist nicht so naiv wie sonst oft üblich, immerhin wird die 20-jährige Figur von der 40-jährigen Schauspielerin Maja Schöne verkörpert. "Das war unsere bewusste Entscheidung", betont der Regisseur.

Die zentrale Frage des Stücks bleibe aber, ob man jemanden lieben kann, der gewalttätig ist. Darauf gebe auch der Autor Molnar keine klare Antwort und belässt seinen Helden am Ende bewusst weder im Himmel noch in der Hölle, sondern in einer Art Fegefeuer. "Ich glaube Molnar selbst war wild und gewalttätig und zugleich zärtlich und milde. Das ist für mich das Geheimnis dieses Werkes."