Ein Festival im Festival befasst sich im Rahmen der diesjährigen Ars Electronica mit Künstlicher Intelligenz (KI oder AI) in der Musik: "AI x Music" lautet der Titel der Veranstaltungsreihe, die sich von 6. bis 8. September in das Spannungsfeld zwischen menschlicher Kreativität und technischer Perfektion begibt. Höhepunkt ist wohl die von einem Computer vollendete Sinfonie Nr. 10 Gustav Mahlers.

Maschinen können immer mehr. Mittlerweile "kommen wir von der Automation zur Autonomisierung", so Festivalleiter Gerfried Stocker in einer Pressekonferenz am Dienstag. Die emotionale Frage, wann AI den Menschen nicht nur unterstützen, sondern auch zu ersetzen beginnen wird, schwinge da immer mit. "AI ist ein Stammtischthema geworden." Die Ars Electronica will sich diesem über die Musik nähern. Die Palette der Einsatzmöglichkeiten hier ist groß: Sie reicht vom Archivieren oder Ordnen großer Musikbestände über die kostengünstige Produktion von "Gebrauchsmusik" bis hin zu einer klassischen Komposition.

"Mahler Unfinished"

An letztere hat sich Ali Nikrang vom Ars Electronica Futurelab, seines Zeichens selbst ausgebildeter Pianist und Komponist, aber auch AI-Entwickler, gewagt. Er gab dem Computer die ersten zehn Töne des Bratschen-Themas aus Mahlers unvollendeter Sinfonie Nummer 10 vor und ließ ihn mehrere Kompositionen erstellen. Manche seien düster gewesen, andere fröhlich, "aber alle waren brauchbar", so sein Fazit.

Nikrang wählte eine Variante aus, orchestrierte sie - denn der Computer liefert sein Werk derzeit nur als Klavierstück ab - und gab sie dem Bruckner Orchester. Dieses wird es unter seinem Chefdirigenten Markus Poschner am 6. September bei der "Großen Konzertnacht" in der Gleishalle der Postcity spielen. Es sei bei "Mahler-Unfinished - Music meets AI" nicht darum gegangen, das unvollendete Werk fertigzustellen, so Nikrang. Vielmehr habe ihn interessiert, was eine Künstliche Intelligenz daraus machen würde.

Orgel und Diskussion

Am 7. September spielt die Musik dann im Stift St. Florian - zunächst in Person von Hermann Nitsch, der ein Konzert auf der Brucknerorgel in der Basilika gibt. Es folgen prominent besetzte Podiumsdiskussion, u.a. mit dem Genetiker Josef Penninger, Markus Poschner,Sophie Wennerscheid, Oliviero Toscani oder Francois Pachet von Spotify. Dazwischen sind immer wieder Konzerte und Performances eingeplant. Kei Shimada, Akira Maezawa und Brian M. Levin präsentieren ein Forschungsprojekt von Yamaha und der Glenn Gould Foundation, bei dem ein AI-System darauf trainiert wurde, den Interpretationsstil des Pianisten Glenn Gould exakt nachzuempfinden.

Schauplätze des "AI x Music Festivals" sind die Anton Bruckner Privatuniversität, das Ars Electronica Center, der Linzer Donaupark, die Postcity und das Stift St. Florian. Das Programm umfasst neben Konzerten und Performances auch Konferenzen, Workshops und Ausstellungen. Ziel ist, dass sich Interessierte, Kreative und Experten auf Augenhöhe begegnen können.