Abgehackte Saxofon-Sounds, eine gezupfte Geige, ein bisschen Schlagzeug - und dann bittet Helge Schneider auch schon zum Tanz. "Dääääänce to the music", krakeelt der Komiker - und eröffnet so sein neues Album "Partypeople (beim Fleischer)". Es folgen: Plaudereien über Fleischwurst und Lottogewinne, nachdenkliche Instrumentalstücke und eine Menge Jazz-Klamauk.

Warum die Partygesellschaft ausgerechnet beim Fleischer gelandet ist, weiß Schneider selbst nicht. Man weiß ja nie, wo man landet. "Die Platte ist fast wie ein Bild, das man malt", sagte der 63-Jährige der Deutschen Presse-Agentur kurz vor der Veröffentlichung. Und wie würde das Album aussehen, wenn man es malen würde? "Figürlich", sagt Schneider. "Also mit Figuren drauf. Menschen. Tiere. Landschaft. Nicht zu abstrakt - aber auch das." Ähnlich ratlos wie eine solche Bildbeschreibung lässt auch das knapp 47 Minuten lange Album seine Hörer immer wieder zurück: Da hat schon mal ein Günther Steine oder Bonbons dabei und geht kurzerhand mit einem Schlachtermesser auf seinen Gesprächspartner los.

Doch was die Leute denken oder schreiben, ist dem wohl albernsten Musiker des Landes auch ziemlich egal: "Der Faktor des Spaßmachens ist für mich das Wichtigste", sagt Schneider über die Entstehung seiner Platte. Wenn es einem dann hinterher noch gefalle, habe man Glück gehabt. Sein Album ist eine Eigenproduktion von A bis Z - wie gewohnt spielt Schneider fast alle Instrumente selbst, nicht einmal einen Tontechniker hat er engagiert. "Ist weniger Arbeit, als man denkt", so sein Fazit.

Die wenigsten der musikalischen und textlichen Flausen, die sich durch Schneiders Musik ziehen, sind von langer Hand geplant. Ob er beim Aufnehmen viel improvisiere? "Auf jeden Fall, eigentlich fast nur." 70 Prozent Impro, 30 Prozent geplant - "sag' ich mal so aus dem Bauch heraus."

Und doch hat der Unsinn eines Helge Schneider mehr als 30 Jahre nach seinem ersten Album immer auch eine tiefere Botschaft. "Das sind Abrisse aus unserer Gesellschaft - von verschiedenen Menschen, wie die so sind und wie die aneinander vorbei reden", erzählt Schneider. Mit überzeichneten Partysongs macht er sich über Menschen lustig, die sich gern tanzwillig und feierwütig zeigen, Partymusik dann aber eigentlich nur in der Küche oder auf der Couch hören.

Die zunehmende Politisierung der Gesellschaft beschäftigt Schneider in "this is a political song". "Jetzt ist der zweite blonde Fiffi - sag ich mal - Bundeskanzler von England geworden", sagt Schneider mit Blick auf den neuen Premier Boris Johnson und US-Präsident Donald Trump. "Und man fragt sich: Haben die jetzt wat im Kopf oder nicht? Ich weiß es nicht."

Von Altersmüdigkeit ist Helge Schneider, der im kommenden Jahr seinen 65. feiern wird, nichts anzumerken. Zwar geht es in seinem "leberblues" darum, was Rauchen und Trinken mit dem menschlichen Körper machen, aber "Keiner sieht es ein", singt Schneider. Er werde ausrasten, wenn man ihn auf seine "wohlverdiente Ruhe" anspreche, heißt es in der Ankündigung seiner Tournee im kommenden Jahr mit Dutzenden von Konzert-Terminen. Und bei einem neuen Album will Schneider es auch nicht belassen: "Ich werd' auch mal wieder 'nen Film machen, hab' ich mir überlegt." 2022 könne man damit rechnen, vielleicht auch schon 2021.

Seinen Flügel, den er vor einiger Zeit verkaufen wollte, um von dem Erlös eine Konditorei zu eröffnen, habe er sich wieder zurückgeholt, erzählt Schneider. "Den habe ich vermisst." Es ist ein Kommen und Gehen im Instrumenten-Sammelsurium des großen Komikers. Er müsse nun schnell ins Musikgeschäft, sagt Schneider am Ende des Gesprächs. Was umtauschen. Und sich umschauen, für seine nächste Tour.

Im Oktober schaut er jedenfalls auch wieder in Österreich vorbei: am 23. Oktober in der Grazer Helmut List Halle, am 24. und 25. Oktober in der Wiener Stadthalle, tags darauf im Salzburger Kongress und schließlich am 27. Oktober im Innsbrucker Kongress.