Pedro Almodóvar ist der größte spanische Filmemacher seit Luis Buñuel. Das sagt zumindest der Festivalchef der Film-Biennale Venedig. Dort wird Almodóvar im September mit dem Goldenen Löwen für das Lebenswerk ausgezeichnet, passend zu seinem 70. Geburtstag. Bereits im Mai präsentierte er in Cannes sein neuestes, 21. Werk „Dolor y Gloria – Leid und Herrlichkeit“. Darin blickt er erfrischend ehrlich auf die Karriere eines depressiven Filmregisseurs namens Salvador Mallo. Dafür baute er seine eigene Wohnung im Studio nach und spielt leicht und unprätentiös mit autobiografischen Motiven, warnt das Publikum aber zugleich vor einer allzu einfachen Gleichsetzung.

Als sein Alter Ego hat er Antonio Banderas besetzt, der brillant spielt, sympathisch, aber geplagt von Zweifeln, Bedauern und allerlei körperlichen Leiden, die seine Kreativität lähmen. Ganz vom Katholizismus geprägt, ist der Protagonist auch auf der Suche nach Vergebung. Die findet er in der Erinnerung an die arme Kindheit in Valencia und die geliebte Mutter Jacinta, liebevoll verkörpert von Almodóvars Langzeit-Muse Penélope Cruz.

Es ist eine Rückbesinnung auf die Magie des Kinos und die Entdeckung der Sexualität: „Im Kino meiner Kindheit riecht es stets nach Pisse und Jasmin und Sommerwind.“ In der Gegenwart begegnet und versöhnt sich Salvador mit seinem ersten Liebhaber und einem alten Mitstreiter, der ihm mit Drogen Linderung verschafft. Allmählich lösen sich Schmerz und Depression, zum Leid gesellt sich, mit Witz und in gewohnt bunten Bildern, die Herrlichkeit. „Dolor y Gloria“ ist eine berührende Autofiktion, simpel, aber präzise komponiert. Ein Alters-, aber kein Abschiedswerk mit versöhnlich-herbstlicher Poesie. Denn: „Ohne das Filmen hat mein Leben keinen Sinn.“

Bewertung: 4 von 5 Punkten.