Nach einem Jahr Pause   und  der Beilegung der Konflikte zwischen dem Land Burgenland und der Esterhazy- Stiftungsgruppe feiern Opernaufführungen im Römersteinbruch von St. Margarethen nun ihre Wiederkehr. Nämlich mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“, der ersten Premiere mit Daniel Serafin als künstlerischem Leiter.
Er ist schon sehr imposant, dieser Wolkentunnel mit seinem zentralen Auge und der riesigen Treppe, auf der überwiegend gespielt wird. Und er beeindruckt umso mehr, je dunkler es wird, denn dann kann man die darauf wechselnden Projektionen, wie Schlangen, weiße Vogelschwärme, sich scheinbar bewegende Steine, Feuer und Wasser bei den Prüfungen und schließlich das gesamte Sternenuniversum noch deutlicher sehen. Zudem wird die riesige Naturbühne des Steinbruchs von drei gigantischen schwarzen Vögeln bevölkert, was eine gewisse unheimliche Stimmung erzeugt. Zum Schluss erstrahlt eine überdimensionale Sonne, so wie es Emanuel Schikaneder in seinem Libretto wollte.

Diese bildmächtige Kulisse von Raimund Bauer muss natürlich auch mit Leben erfüllt werden. Dies gelingt Carolin Pienkos gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Schauspieler Cornelius Obonya, die nach der „Fledermaus“ von Johann Strauß an der Mailänder Scala als Duo neuerlich Regie führen, nur bedingt. Sie zeigen das vielschichtige Meisterwerk des Salzburger Genius mit teils stark veränderten Texten als ewigen Geschlechterkampf zwischen Mann und Frau, der mit einer starken humanistischen Botschaft zum Schluss scheinbar überwunden wird.

Farbenrausch

Die Personenführung beschränkt sich meist auf Aufmärsche und Auftritte, die dann teils von Statik geprägt sind, etwas gemildert durch die Choreografie von Kati Farkas beim Chor und den drei Damen. Ein einziger fantasievoller Farbenrausch sind die prächtigen Kostüme von Gianluca Falaschi. Besonders beeindruckend ist auch der Auftritt der Königin der Nacht mit ihrer „Racharie“ hoch oben auf einer riesigen blauen Kugel.

Papagena und Papageno bei der Zauberflöte im Steinbruch St. Margarethen
Papagena und Papageno bei der Zauberflöte im Steinbruch St. Margarethen © Oper im Steinbruch

Lediglich der Papageno ist lebendiger gezeichnet und auch aufgewertet. Diesen hat man mit Max Simonischek besetzt, wie Schikaneder bei der Uraufführung auch kein ausgebildeter Sänger. Der Schauspieler bewältigt die Gesangsnummer achtbar; statt bei seinem Gesang die Panflöte zu bedienen, niest er immer laut im Takt. Störend ist ein ihm auferlegter, sehr „deutscher“ Ton und vor allem der flapsige, modernisierte Text, bei dem Witz und Charme ziemlich auf der Strecke bleiben. Trotzdem beeindruckt Simonischeks darstellerische Leistung als Tramp mit Strohhut und zerrissenen Jeans.

Durchwachsene Ensembleleistung

Durchwachsen ist das übrige Ensemble: Luke Stoker ist ein profunder Sarastro mit einem Helm aus Goldflügeln. Attilio Glaser, schon am Stadttheater Klagenfurt als Titus und Werther zu hören, singt den Tamino meist im Dauerforte und in der Höhe vibratoreich. Ana Maria Labin ist eine von der Regie blass gezeichnete, aber stimmlich innige Pamina. Danae Kontora im grünen Federkleid und gleichfarbener Kopfschmuck mit Flügeln ist eine koloraturensichere Königin der Nacht mit etwas scharfem Sopran. Theresa Dax ist eine entzückende Papagena, Keith Bernard Stonum ein sicherer Monostatos, tadellos singen auch die drei Damen. Glasklar hört man die drei St. Florianer Sängerknaben, die in silbernen Ritterrüstungen auf speerbewehrten Segways herumdüsen. Der Philharmonia Chor Wien (Einstudierung: Walter Zeh) singt stimmgewaltig und homogen.

Papageno und Tamino mit den drei Damen bei der Zauberflöte im Steinbruch St. Margarethen
Papageno und Tamino mit den drei Damen bei der Zauberflöte im Steinbruch St. Margarethen © Oper im Steinbruch

Karsten Januschke am Pult des Orchesters der Budapester Philharmonischen Gesellschaft setzt auf teils bedächtigere Tempi. Dann aber wird auch wieder mit Esprit und Frische musiziert, der es jedoch manchmal an Feinschliff fehlt.
Zum Finale gab es starken Applaus und Jubel vom Publikum – darunter viel Prominenz aus Politik, Kunst und Wirtschaft – und das obligate Feuerwerk. Das wird nächstes Jahr übrigens nach Giacomo Puccinis „Turandot“ gezündet, mit Martina Serafin in der Hauptrolle.