Aufreiters Vertrag läuft bis zum 31. Dezember 2024, er folgt auf Gabriela Zuna-Kratky. Beworben hatten sich bis Ende April 22 Personen, davon waren 17 männlich. Sechs Personen wurden von der Kommission zu einem Hearing geladen, aus dem Aufreiter als "im höchsten Maß geeigneter Bewerber" hervorging.

"50 Prozent der Besucher sind Schulklassen, das ist gut so, wir müssen aber auch mehr interessante Projekte für Erwachsene entwickeln. Das können wir tun, indem wir uns immer mehr mit aktueller Technologie beschäftigen. Wir müssen flexibel und schnell auf den großen technologischen Wandel dieser Jahre reagieren, um auch verstärkt das Interesse der Erwachsenen zu gewinnen. Das ist eine große Herausforderung für ein Technisches Museum", meinte Aufreiter, der seit 2015 die Galleria Nazionale delle Marche in der italienischen Stadt Urbino führt.

Seine Kompetenz als Kulturmanager will er in den Dienst des Technischen Museums stellen, damit es zeitgemäßer werde. "Ich schaffe gern Strukturen, ich setzte mich nicht gern in ein bereits gemachtes Nest. Ich will das Museum so führen, dass die Besucher mitmachen und wiederkommen. Ich denke an ein Museum, wo sich auch Techniker zuhause fühlen. Wichtig ist für mich auch die internationale Zusammenarbeit mit anderen Technischen Museen", sagte Aufreiter.

Den Sprung von einem Renaissance-Juwel wie die Galleria Nazionale delle Marche in ein Technisches Museum fürchtet Aufreiter nicht. "Ich werde mich in Wien nicht mit Kunst befassen, ich bin aber grundsätzlich ein Museumsmanager und sehe kein Problem mit meiner neuen Aufgabe. Ich habe zwar kein Technikstudium, aber ich kann ein Museum leiten. Schließlich führe ich in den Marken auch ein Archäologisches Museum, obwohl ich kein Archäologe bin", sagte der 44-Jährige.

Dank seiner vierjährigen Erfahrung als Museumsdirektor in Italien hat Aufreiter gelernt, viele bürokratische Hürden zu bewältigen. "Ich habe viel über Personalführung und -motivation erfahren, was ich in Österreich nicht gelernt hätte. In Italien ist man weniger flexibel als in Österreich, was Personal betrifft. Meine Mitarbeiter hier in Italien sind Beamte, das erfordert eine andere Arbeitsweise", sagt Aufreiter.

Seit seinem Wechsel nach Urbino Ende 2015 hat der Kulturmanager hart gearbeitet, um die Autonomie umzusetzen, die die Galleria Nazionale delle Marche nach einer Museumsreform in Italien erhalten hat. "Es musste zu einem Mentalitätswechsel kommen. Dank der Autonomie können wir jetzt die Geldmittel, die wir dank Ausstellungen verdienen, selbst investieren, das ist der Kern der Reform. Jetzt können wir Restaurierungen starten, Ausstellungen organisieren und Werke kaufen. An dieses neue System musste sich das Personal erst gewöhnen", berichtete Aufreiter.

20 Ausstellungen wurden in der Galleria Nazionale delle Marche in vier Jahren organisiert. Der Palazzo wurde erstmals für Hochzeiten, Theateraufführungen und Konzerte geöffnet. Im Palast werden jetzt auch Hochzeiten gefeiert. Firmen können einen Saal für ihre Veranstaltungen mieten. Bei der Besucherzahl kam es zu einem Plus von 30 Prozent auf 204.000 Besucher im Jahr 2018, die Einnahmen haben sich verdoppelt. "Wir haben die Galleria Nazionale aus seinem Dornröschen-Schlaf geweckt", meinte Aufreiter.

Zur Bewerbung für das Technische Museum Wien hat sich Aufreiter im Winter entschlossen, als es noch unklar war, ob er von Rom eine Vertragsverlängerung erhalten würde. "Vor zwei Wochen habe ich dann vom italienischen Kulturministerium ein Angebot für eine Verlängerung des Vertrags bekommen, doch ich bin glücklich, nach Wien zu wechseln. Es ist der richtige Zeitpunkt dafür. In den letzten vier Jahren haben wir hier in Urbino viel in Bewegung gebracht. Jetzt stehen die Strukturen fest. Im italienischen Museumsbereich herrscht nicht mehr die Aufbruchsstimmung, die es noch vor vier Jahren gab", so Aufreiter.

Der am 19. Dezember 1974 in Linz geborene Kunsthistoriker und Germanist startete seine Karriere im Jahr 2003 als Junior-Curator und Registrar im Sigmund Freud Museum Wien, anschließend wechselte er als Projektleiter für Ausstellungsorganisation ins Kunsthistorische Museum, bevor er 2008 schließlich an die Österreichische Galerie Belvedere wechselte. Dort leitete er die Abteilung Ausstellungsmanagement, ab 2011 war er Hauptabteilungsleiter und somit auch für Leihgaben, Depotverwaltung und die Artothek des Bundes verantwortlich.

2015 wechselte er nach Italien, und zwar an jenen Ort, an dem er zur Jahrtausendwende sein Auslandsjahr verbracht hatte: In Urbino leitet er die Nationalgalerie der Marken sowie den staatlichen Museumsverband der Marken, der aus zehn Häusern besteht und insgesamt 500.000 Besucher jährlich verzeichnet, wobei 200.000 auf die Nationalgalerie in Urbino entfallen. Darüber hinaus ist er dort Mitglied der staatlichen Denkmalamtskommission der Marken und Mitglied des staatlichen Krisenstabs (im Besonderen für die Rettung der Kulturgüter nach dem Erdbeben im Jahr 2016).