Mit "Guten Abend Wien! Seid ihr bereit?" begrüßte das Duo Seiler & Speer seine Fans bei der großen Festbühne, die am heutigen Tag von Radio Wien bespielt wurde. Fast eineinhalb Stunden dauerte das Konzert, bei dem es von den Single-Vorboten des im Juli erscheinenden Albums "Ala bin" oder "Herr Inspektor" abwärts bis zu ihren Hits wie "Ham kummst" und "Soits leben" viel zu hören gab.

Große Inszenierung

Aber nicht nur: Der Auftritt war groß inszeniert - Konfetti, Kanonen die Papierschlangen in die Menge schossen und pyrotechnische Einlagen wechselten einander ab. Auch das Publikum war Teil der Show - nicht nur, dass es lautstark mitsang. Bei "Setz di her" war es aufgefordert, die Taschenlampen der Handys einzuschalten, um so ein Lichtermeer zu erzeugen.

"Die No. 1 vom Wienerwald"

Die Post ging auch schon zuvor bei Austro-Urgestein Wolfgang Ambros mit seiner Band "Die No. 1 vom Wienerwald" ab. Der Sänger brachte von Reggae-Feeling mit "Hoit do is a Spoit" bis zum Lamourhatscher "Von Liebe ka Spur" eine buntes Potpourri seines Schaffens. Im Andenken an den 2007 verstorbenen Georg Danzer spielte Ambros "Lass mi amoi no d'Sunn aufge'n segn".

Spätestens ab "Zwickt's mi" übernahm das Publikum das (Gesangs)-Kommando und bei der zweiten Zugabe - O-Ton Ambros: "Wenn's unbedingt sein muss" - sang fast ausschließlich die Masse: "Schifoan". Ein sichtlich bewegter Ambros verabschiedete sich schließlich mit Bedauern: "Wir dürfen nicht länger, aber vielleicht gibt es ein nächstes Mal."

Etwas früher am Abend hatte Christina Stürmer ihren Auftritt mit Altem und Neuem im Repertoire. So sang sie mit "Immer an euch geglaubt" ein Lied, das sie "gefühlt seit 14 Jahren nicht mehr live gespielt" hat. Viel Gefühl lag bei "Du erinnerst mich an mein Herz" in der Luft. Am meisten Leben zeigte die Menge bei ihren wohl bekanntesten Hits "Ich lebe" und "Nie genug", wo bei den Refrains schließlich lautstark mitgesungen und geklatscht wurde. Die Sängerin war scheinbar so begeistert von der Stimmung, dass sie im Anschluss eine Rückenansicht von sich mit Blick ins Publikums auf Twitter postete und "Danke" dazu schrieb.

Indes sorgte der Wiener Rapper Yung Hurn als Headliner auf der FM4-Bühne für einen beispiellosen Besucheransturm. Tausende, großteils junge Fans genossen den "Cloud Rap" des Wieners. Die Polizei musste zwischenzeitlich wegen des großen Andrangs sogar den Zugang zur Bühne sperren.

Der Rapper aus der Donaustadt fand es "voll geil, hier zu sein". Er tigerte auf der Bühne hin und her und machte auch ein paar Ausflüge zur ersten Publikumsreihe. Er schimpfte in seinen Liedern u.a. auf die Polizei und lobte bei seinen spontanen Ausflügen zur Zuhörerschar mehrfach die Donauinselfest-Security-Crew.

Passend zu seinen Texten gab er sich teils aggressiv und obszön, teils selbstironisch. So fand er es zum Beispiel "ein bisschen peinlich", dass er manchmal seine eigenen Texte vergisst. Auch hoffte er, "dass heute Leute hier sind, die uns hassen", um selbige umgehend zu beschimpfen. Vor der Bühne herrschte ab dem ersten Lied ausgelassene Partystimmung. Es wurde gejubelt, getanzt, gedrängelt und mitgesungen.

Yung Hurn ist bekannt für seinen "Cloud Rap". Dabei handelt es sich um eine Spielart des Hip-Hop, die sich durch vergleichsweise langsame, sphärische Musik und den starken Einsatz von Effekten auf der Stimme definiert.

Organisatoren vor besondere Herausforderungen

Das hohe Interesse am Auftritt von Yung Hurn stellte die Organisatoren vor besondere Herausforderungen. Bereits am Nachmittag wurden Vorbereitungen für den erwarteten, großen Publikumsansturm auf die FM4-Bühne getroffen. Laut Veranstalter konnte der "Besucherstrom gut kanalisiert werden", trotzdem musste der Zugang zur Bühne aus Sicherheitsgründen zeitweise gesperrt werden, hieß es gegenüber der APA.

Am Samstag wurden mehr Besuche als am Eröffnungstag auf der von der Wiener SPÖ organisierten Inselsause registriert. Laut Veranstalter waren es rund 1,3 Millionen. Allein beim Ambros-Konzert seien rund 100.000 Menschen mit dabei gewesen, hieß es. Besser als erwartet erwiesen sich auch die Witterungsbedingungen: Die angekündigten Regenwolken machten einen Bogen um das Festgelände. Bis auf ein paar Tropfen blieb es trocken.