Wenn heute Abend Conchita Wurst als Zirkusdirektor(in) auf der einem Zirkuszelt nachempfundenen Bühne den 26. Life Ballunter dem Motto „United in Diversity“ eröffnet, wird damit auch das Ende vom bunten Lebensfest eingeläutet – oder doch nicht. Denn obwohl Mitbegründer und Organisator Gery Keszler (55) vor rund einem Monat offiziell das Aus der großen Charity für die Aids-Hilfe verkündet hat, bemüht sich die Stadt Wien dem Vernehmen nach im Hintergrund um eine Fortführung – in welcher Form auch immer.

Fast 30 Millionen Euro für nationale und internationale Projekte im Kampf gegen das HI-Virus konnte der Life Ball in den 26 Jahren seines Bestehens verteilen – Opulenz, Glanz und Star-Auftritte müssen kein Widerspruch zum ernsten Hintergrund sein. Wenn auch Kritiker immer wieder moniert haben, dass das eigentliche Thema zu sehr in den Hintergrund getreten sei.

"Man feierte das Leben"

So wurde etwa ein Betroffener mitten im ausgelassenen Treiben zuletzt so zitiert: „Sehr, sehr viele Gäste hier haben überhaupt keine Ahnung von der Krankheit. Das ist bestürzend!“ Chris Lohner, die schon bei der Premiere mitgeholfen hat (sie trat als Model auf und verkaufte Lose) und heute Teil des Showprogramms sein wird, erinnert sich, dass die Veranstaltung mit dem heutigen Spektakel anfangs nur wenig zu tun hatte: „Es war mehr ein Festerl mit einem Laufsteg im Festsaal des Rathauses.“ Die Stimmung sei für Menschen, die den ersten oder zweiten Ball nicht selbst miterlebt hätten, wohl kaum nachvollziehbar. „In einer Zeit, als von Kombinationstherapie noch keine Rede war und positiv Getestete sich manchmal lieber umbrachten, als in qualvollen wenigen Monaten an Aids zu sterben, feierte man das Leben“, erinnern sich Gäste der ersten Stunde.

Mit der fünften Ausgabe am 10. Mai 1997 mauserte sich der Life Ball zum Megaevent, das immer aufwendiger und pompöser wurde – und noch mehr Stars auch aus Übersee anzog, ob Liza Minelli, Sean Penn oder Sharon Stone. Heute haben sich u. a. Katie Holmes, Aura Dione und Dita von Teese angesagt.

Alfons Haider, der neben Alice Tumler und Peter Schneeberger für die ORF-Übertragung im Einsatz ist, resümiert: „Am Anfang war der Life Ball wirklich ein schwuler Aufschrei. Auf alle Fälle hat er in seinen 26 Jahren Tabus gebrochen. Er gehört zu Wien wie die Lipizzaner, das Riesenrad oder der Opernball. Es ist nicht vorstellbar, dass es ihn plötzlich nicht mehr gibt!“