Er muss es nicht aussprechen, denn es ist ohnehin klar: Die Vielsprachigkeit, die der neue Direktor Martin Kušej dem Burgtheater verordnet, ist eine Kampfansage gegen die nationalen Verengungen unserer Tage. "Wien", sagt er, "hat ja eine jahrhundertelange Vielkulturalität, das vergessen wir gern." Um die anno 1776 anlässlich der Gründung des Hauses formulierte Idee eines „Teutschen“ – also deutschsprachigen – Nationaltheaters zu überwinden, argumentiert er mit dem „Kosmopolitismus“ der Gegenwartsgesellschaft. Und: Er verortet die wichtigste Bühne des deutschsprachigen Raums jetzt dezidiert "in Wien, Europa". Es soll künftig also eher ein europäisches Nationaltheater sein. Wie so etwas aussehen könnte? Vielleicht so wie WajdiMouawads "Vögel": das viersprachige Stück ist als Eröffnungspremiere im Akademietheater angesetzt.