Das nennt man Vorschusslorbeeren: Edward Enninful, Chefredakteur der britischen „Vogue“, hat sein Urteil über Rihannas Design-Debüt als einer der Ersten auf Instagram gefällt: „Congratulations to my sis @badgalriri. So proud of you & @fenty.“ Das zeigt ziemlich eindeutig, wo sich die Mode von heute verortet: natürlich im Netz. Eine, die nicht in ihren Fängen zappelt, sondern die Rolle der Fischerin einnimmt, ist Rihanna. Die Sängerin? Ja, die Sängerin. Die mehrfache Grammy-Preisträgerin und Megasellerin ist längst eine Fixgröße im Fashionbusiness. Eine Quereinsteigerin, die dem Geschäft eines gezeigt hat: Noch immer blendet man Millionen von Menschen aus, zimmert sich seine schöne Modewelt, die vor allem aus teuren Marken und weißen Menschen besteht.

Das könnte jetzt eine rein gesellschaftspolitische Debatte werden, aber das wäre viel zu kurz gegriffen, es ist auch eine wirtschaftliche. 2017 hat Robyn Rihanna Fenty ihre Marke „Fenty Beauty“ aus der Taufe gehoben. Doch es war nicht nur einfach Kosmetik, sondern vielmehr eine Revolution. Die 31-Jährige hat gezeigt, dass es auch in der Mode mehr als nur Schwarz und Weiß gibt: In 40 verschiedenen Hauttönen waren ihre Produkte zu Beginn zu haben, mittlerweile sind es 50. Nicht umsonst adelte damals das „Time“-Magazin ihre Marke als eine der innovativsten des Jahres. Rihanna stellt also die Mechanismen der Mode auf den Kopf, die besagen: Die Trends werden immer noch auf den Fashion Weeks vorgegeben und schön von oben nach unten weiterdekliniert. Auch Modediskonter wie H&M oder Zara orientieren sich an den Laufstegtrends – nur setzen sie diese beinahe in Echtzeit um.

Einblick in die Fenty-Kollektion
Einblick in die Fenty-Kollektion © (c) AP (Francois Mori)



Rihanna hingegen zäumt das Pferd von hinten auf: Ihre Mode geht von den Bedürfnissen ihrer Fans aus. Das zeigte sich recht klar im Vorjahr, als sie auf der Fashion Week in New York die Frühlingskollektion ihrer Unterwäschemarke „Savage X Fenty“ präsentierte. Die Modellpalette war breit gespannt: von provokant bis alltagstauglich, für alle Hautfarben und nicht zuletzt für die unterschiedlichsten Frauentypen. Sogar ein schwangeres Model war mit dabei.

Der Luxuskonzern LVMH (Moët Hennessy – Louis Vuitton SE) hat hier die Zeichen der Zeit erkannt und macht Fenty zu einer Luxus-Modemarke. Rihanna ist damit die erste schwarze Frau, die an der Spitze eines Modeluxuslabels steht. Dass der Konzern ausschließlich die Diversität im Auge hat, wäre naiv zu glauben. Vielmehr scheint man das gewaltige Marktpotenzial dahinter zu erkennen. Rund 30 Millionen Euro lässt sich der börsennotierte Konzern die Beteiligung kosten. Das passiert übrigens auch nicht jeden Tag: Vor 32 Jahren hat man mit Christian Lacroix das letzte Label aus der Taufe gehoben.

Wie die Sängerin aus Barbados verkündete, sei ihr vollständige künstlerische Freiheit garantiert worden. Das zeigt sich schon bei den Kleidergrößen: Während, überspitzt gesagt, im Luxussegment Größe 38 schon als grenzwertig gilt, dehnt Rihanna ihre Tabelle bis zu Größe 46 aus. Auch sonst geht man neue Wege.

Sonnebrillen, Schuhe, Hüte und hoffentlich auch ein Regenschirm
Sonnebrillen, Schuhe, Hüte und hoffentlich auch ein Regenschirm © APA/AFP/MARTIN BUREAU (MARTIN BUREAU)

Zwar gibt es seit 24. Mai in Paris einen Store, auch, um einen Hauch von Exklusivität zu wahren, doch ab 29. Mai ist Fenty auch online zu haben. Und hier in einer Aufmachung, die nicht nur die als fluide geltende Generation Z erfreuen wird, sondern auch im Luxussegment, wo man das direkte Einkaufserlebnis bislang noch hochhielt, neu ist: Das Sortiment soll einem ständigen Wechsel unterworfen sein. Was es so geben wird: Von Kopf bis Fuß ist Rihanna auf Mode eingestellt – neben Kleidung findet man auch Sonnenbrillen, Schuhe und hoffentlich auch den einen oder anderen Regenschirm. Den Soundtrack liefert die Sängerin mit ihrem Hit „Umbrella“ dann gratis dazu. Was für ein Luxus.