Bei der Jagd oder der Fotografie ist es klar: der Lockvogel ist ein genutzter künstlicher Tierkörper, zumeist eine Vogelnachbildung, der bedingt durch die Verhaltensweisen von Wildtieren dazu dient, diese anzulocken. Diese Geschichte ist schnell auserzählt. Entweder der Anlockversuch glückt oder nicht. Über den Jagderfolg sagt das am Ende noch gar nichts aus.

Spannender gestaltet sich die Dramaturgie dann schon bei einer anderen Spezies: dem weiblichen Lockvogel. Dabei handelt es sich um Personen, die unter Vorgabe falscher Identitäten oder Ziele, eine andere Person in die Falle locken. In den meisten Fällen liest sich der Subtext so: Junge, schöne, langbeinige - und dabei ausgesprochen vife - Frau legt mächtigen und selbstverliebten Mann. Oft ist eine gehörige Portion Sex, Drugs und Rock'n'Roll im Spiel, oftmals kommen komprimittierende Bilder heraus. Manchmal das Stehlen geheimer Akten, Infos oder persönlicher Details und nicht selten erntet der Hereingelegte auch ein bisschen viel Schadenfreude von außen.

Wie die Pirsch funktioniert

Das Muster ist jahrhundertelang eingeübt: Der Lockvogel pirscht sich, nach minutiöser filmreifer Vorbereitung an sein Ziel (Opfer?) heran, lullt es ein. Oftmals basiert die Pirsch über einen Mittelsmann oder eine Mittelsfrau. Es wird für eine zufällige Begegnung gesorgt, dieses Spiel lässt sich auch wiederholen. Danach setzt man auf optische Reize - augenscheinlich- und eine erotische Anspannung. Und schon ist ein wunder Punkt mächtiger Männer getroffen. Nun kann der Lockvogel angreifen. Ohne Verdacht.

Die Film- und Spionagegeschichte ist reich an solchen Lockvögeln: Kaum ein James Bond, mag er noch so sehr zweifeln, kommt ohne eine grazile atemberaubende Falschspielerin aus. Und wer erinnert sich nicht an den von vorne bis hinten intriganten Rosenkrieg von Angelina Jolie und Brad Pitt in "Mr. & Mrs. Smith", die als Auftragsmörder sich gegenseitig ausspionieren und eleminieren sollten.

Mata Hari
Mata Hari © AP

Und dann kennen wir ja auch noch die Geschichte der deutschen Wunderwaffe Mata Hari im Ersten Weltkrieg, die als Doppelagentin nicht nur die Deutschen, sondern auch die Franzosen ausspionierte. Ihre Geschichte offenbart spektakuläre Einblicke in humane Nahkämpfe in der Schattenwelt. Und der israelische Geheimdienst Mossad setzt bis heute junge, attraktive und ziemlich gefährliche Frauen zur Spionage ein.

Über den weiblichen Lockvogel im Strache-Video, die sich als Aljona Makarowa und angebliche Nichte eine Putin-nahen russischen Oligarchen vorgestellt hat, weiß man (noch) wenig. Nur, dass sie Johann Gudenus und den  früheren FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in einer Villa auf Ibiza in die Falle gelockt hat. Wer sie ist, ist nicht weiter relevant, ihr Ziel hat sie wohl erreicht. Und Strache ist nicht der erste Politiker, der einem Lockvogel in die Falle gegangen ist. Hierzulande erinnert man sich an die Causa Ernst Strasser, der 2010/2011 als damaliger ÖVP-Delegationsleiter im Europäischen Parlament zwei als Lobbyisten getarnten britischen Journalisten auf den Leim gegangen ist.