Sie spielen in zahlreichen unterschiedlichsten Formationen. Sind Sie eine multiple musikalische Persönlichkeit?
ERNST MOLDEN: Es kommt zu einem multiplen Klangbild, und es ist immer eine andere Stimmung. Aber letztendlich bin’s immer ich und es sind immer meine Songs. Mit dem Willi Resetartis, dem Nino oder dem Hans Theesink, das sind so gediegene Herrenrunden. Man sitzt, hat den Spritzer vor sich und musiziert ruhig und gefühlvoll vor sich hin. Aber ich wollte auch wieder eine Rockband – und diesen Wunsch habe ich mir mit dem „Frauenorchester“ erfüllt. Da steht dann Sumpfboogie aus der Lobau auf dem Programm. Die Vielfalt hilft mir auch, dass es nicht fad wird.

Euer letztes gemeinsames Album heißt „Yeah“ und ist in Triest entstanden. Warum dort? Und warum diese Beatles-Anspielung? Euch liegt doch New Orleans näher als Liverpool.
ERNST MOLDEN: Ja, eh, aber die Briten-Musiker haben den Sound ja übernommen von Muddy Waters und Co. Und außerdem ist „Yeah“ ein amerikanischer Slangausdruck und heißt schlicht „Jo“.

Und warum Triest?
ERNST MOLDEN: Dieses Haus, in dem wir die Platte dann aufgenommen haben, haben meine Liebste und ich nach einer Familienfeier entdeckt, auf der wir genervt waren von meiner und ihrer Mama – beide wollten, dass wir bei ihnen feiern. Da haben meine Liebste und ich gesagt: „Schluss jetzt! Wir mieten ein Haus in Triest, und wer runterkommen will, soll kommen – oder eben daheimbleiben. Und dann sind wir auf dieses Haus gestoßen, die klassizistische Villa eines ehemaligen Zuckerfabrikanten. Dort waren wir zu Weihnachten, und es war so ein schönes Fest, dass ich mir gedacht habe, in diesem Salon müssen wir eine Platte machen. So wie die Stones in Südfrankreich bei „Exile On Main Street“. Aber wir haben nur vier Tage gebraucht, nicht vier Monate. Und bei uns gab’s auch kein Heroin und keine Huren.

Ein Sammelband, an dem Sie mitgeschrieben haben, heißt „Das letzte Lied“. Welches Lied würden Sie anstimmen, wenn Ihre Zeit zu Ende geht?
ERNST MOLDEN: Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich in diesem Buch „Billy“ von Bob Dylan genannt. Aber ich glaub, wenn es tatsächlich so weit wäre, würd ich nicht mehr singen. Dann würde ich mich an einen Fluss setzen und aufs Wasser horchen – denn das Wasser singt schöner als ich.