Montreal, Washington, Los Angeles, Boston, London, Paris, Berlin, London, Los Angeles und jetzt bin ich wieder in London“, lässt er die vergangenen zwei Wochen Revue passieren. Hans Zimmer ist ein Rockstar seiner Branche und als dieser ein allerorts gefragter Mann. Der Filmkomponist von Weltrang versah mehr als 120 Filme mit seinem speziellen „Zimmer“-Klang und wurde mit mehreren Globes und Grammys sowie einem Oscar („König der Löwen“) prämiert. Eine Liste der Nominierungen sprengt jeden Rahmen.

„Es langweilt mich“, erklärt der Unermüdliche bei einem Gespräch in London, warum er nicht zweimal das Gleiche machen möchte. Der jüngste Clou des aus Frankfurt stammenden und in Los Angeles lebenden Komponisten ist „The World of Hans Zimmer“. Eine opulente Konzerttournee durch Europa, für die er seine Werke in monatelanger Feinarbeit für ein Orchester aufbereitet hat.

Die Filmmusik hat ihr Schattendasein als Unterhaltungsmusik im Hintergrund von Darstellern und Regisseuren längst verlassen. Als seinen Verdienst möchte das Zimmer aber nicht verstanden wissen: „Das waren eher Ennio Morricone oder der John Williams.“ Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte hat Zimmer, der gerne betont, keine Noten lesen zu können, aber fraglos maßgeblich geprägt. „Die Filmmusik bedeutet den Menschen heute etwas, sie hat sich selbstständig gemacht“, beschreibt er die Veränderung in der allgemeinen Wahrnehmung. Die Filmmusik sei zur Oper des 20. Jahrhunderts geworden, sagt Zimmer, der mit bedeutenden Regisseuren wie Christopher Nolan („Weiß immer genau, was er will“) oder Ridley Scott zusammenarbeitet. Auch in die Welt der Streamingdienste ist Zimmer längst vorgedrungen: Für „The Crown“ (Netflix), eine der teuersten Serien der Welt, schrieb er den Titelsong.

„Was Sie hören, ist mein persönliches Tagebuch“, beschreibt Zimmer die Zusammenstellung des Konzertabends, der am 12. April nach Wien und am 13. April nach Graz führen wird. Die meisten Titel genießen Weltruhm („The Dark Knight“, „Fluch der Karibik“), andere („The Holiday“) sind weniger bekannt. Im Gegensatz zur erfolgreichen „Live“-Tournee vor zwei Jahren, setzt der ewige Tüftler diesmal auf pures Orchestergefühl, das er mit Filmprojektionen kombiniert. Bei seiner ersten Tournee hatte er dies noch bewusst abgelehnt, diesmal sieht er die visuelle Ergänzung als Bereicherung.

Am Pult steht Zimmers langjähriger Weggefährte Gavin Greenaway, der gemeinsam mit dem weißrussischen Bolschoi-Symphonieorchester und einer aus sechs Trucks bestehenden Karawane durch Europa tourt. Seit April sind sie unterwegs, nach dem Erfolg der ersten Stationen wurde die Tournee nun großzügig ausgeweitet.

Mit der Neukomposition seiner Werke ist Zimmers Arbeit an der Tournee getan, bei den Konzerten wird er höchstens gelegentlich und dann nur als Zuhörer anwesend sein. „Aus Zeitmangel“, sagt er, und man glaubt es ihm. Wenig später ist das Interview vorüber und Zimmer zieht wieder weiter.