Festrednerin Julya Rabinowich twitterte vor der Eröffnung „Die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter“ mit einem Foto der (noch) leeren Sesselreihen im Alban Berg Saal. Am frühen Abend sah das schon ganz anders aus. Kaum freie Platze, der Obmann des CS-Trägervereins, Klemens Fheodoroff konnte Mezzosopranistin Bernarda Fink, ihren Mann, den Diplomaten Valentin Inzko, Paul Gulda vom Neuen Musikforum, die Komponisten Bruno Strobl und Dieter Kaufmann, Künstler Pepo Pichler und die maßgeblichen Vertreter des öffentlichen Lebens begrüßen. „Exakt 322 Tage nach dem letzten Konzert im Vorjahr“, wie Fheodoroff feststellte.

Auf jedem Sessel lagen ein Folder zur „Carinthischen Wassermusik“, deren Beginn wegen eines Schauers etwas nach hinten verschoben wurde, und ein kleiner Handspiegel. Passend zum Saisonmotto „wia a spiagl“, das Stoff für Reflexionen gab. Für CS-Intendant Holger Bleck zeigt ein Blick in den Spiegel immer Vertrautes, aber durch die Spiegelung auch Unbekanntes. Zudem biete Kärnten „als Schmelztiegel der österreichischen, slowenischen und italienischen Kultur“ die idealen Voraussetzungen für das Festival, sich „als besonderer Ort der gemeinschaftsverbindenden Vielfalt und Offenheit“ zu positionieren, sagte Bleck, ehe mit dem Oberton String Octet „Der Sturm“ (Vivaldi) ausbrach.

Julya Rabinowich hatte ihre Festrede über weite Strecken als (vielver-)sprechendes Programmheft konzipiert. Sie lobte die Dichte an jungen Künstlerinnen und gab zu bedenken, dass ein Spiegel, im passenden Winkel gehalten, sogar den Blick auf den eigenen Hinterkopf ermöglicht. Die Autorin bezeichnete die Freiheit der Kunst als „Lackmustest für den Zustand der Gesellschaft“. Sollte diese Freiheit eingeschränkt werden, gibt es – so Rabinowich – nur eines: „Ein entschlossenes Zuwiderhandeln, ein Widerstand gegen neue Grenzen, die in Köpfen gezogen werden sollen, die ungebrochene Lust auf eigene Erfahrung und neues Erleben, auf die Auseinandersetzung mit dem, was noch nicht vertraut ist.“

Mit Rück- und Vorschau griffen die Bürgermeister das Spiegelmotiv auf. Johann Huber (Ossiach) versprach die neuen Perspektiven des Festivals mitzutragen, „solange die Wurzeln in Ossiach nicht vertrocknen“. Sein Amtskollege Peter Stauber sieht das „Carinthisch“ gewordene St. Andrä/Lav. als „Mehrwert für den CS. Wir sind stolz und glücklich, wieder mit drei Veranstaltungen dabei zu sein“, sagte Stauber. Anstelle des Villacher Bürgermeisters Günther Albel verkündete Landtagspräsident Reinhart Rohr, dass es für das Jubiläumsjahr 2019 bereits eine finanzielle Zusage der Stadt gibt. Landeshauptmann und Kulturreferent Peter Kaiser betonte, dass Kunst und Kultur, die Aufgabe haben, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten: „Machen wir uns daher auf die Suche nach den kritischen Botschaften des Carinthischen Sommers“, erklärte Kaiser diesen für eröffnet.