Mit seinem neuen Album und dem darauf enthaltenen Song "Kleine steile heile Welt" hat Andreas Gabalier einiges an Kritik heraufbeschworen. Darin singt der Steirer, der am Samstag vor 80.000 Fans in München auftrat, von seinem Land, "Schnitzel aus der Pfann'" und "Holzscheitelknien". Die oberösterreichische Band Krautschädl wandte sich daraufhin mit einem Offenen Brief an den Musikerkollegen. "Wir wollen uns den Heimatbegriff nicht okkupieren lassen."

So beschrieb Sänger Philipp "Mölgie" Sikora am Rande des Nova-Rock-Festivals gegenüber der APA die Beweggründe zum im Onlinemagazin "Noisey" veröffentlichten Text. Wie es der Zufall will, besingt nämlich auch das Trio im neuen Lied "Ane auf die Finga" das Scheitelknien - allerdings nicht in einem positiv-verklärten Zusammenhang wie bei Gabalier. Im Song wird die heimische Bildungskrise sowie "die Rückkehr von Schwarz-Blau zum Notensystem in der Volksschule" thematisiert. "Da blutet mir als Vater das Herz", so Sikora.

Der Rest sei dann ein Gedankenspiel gewesen. "Was wäre, wenn wir diese Leute wirklich machen lassen würden? Was käme dann heraus? Scheitelknien! Das Lied von Andreas Gabalier ist nichts anderes als eine Bestätigung dafür", unterstrich Sikora. "Wir haben dann gesagt: Jetzt können wir die Goschn nicht mehr halten." Bassist Stefan "Sonti" Sonntagbauer ergänzte: "Es gibt einfach zu wenig Rückmeldungen auf ihn. Er ist extrem groß da, und wir dachten uns, irgendwer muss jetzt anfangen, eine Gegenmeinung zu bringen."

"Das bedeutet Heimat für uns"

So müsse es doch möglich sein, auch von linker Seite den Heimatbegriff zu verwenden - beziehungsweise einen Diskurs darüber zu starten. "Das sagt auch der Text von Sonti", erklärte Sikora. Schlagzeuger Christoph "Fizl" Stadler versuchte sich an einer Differenzierung: "Eigentlich sind wir ja sogar sehr mittig unterwegs. Es hat sich einfach der Rest extrem verschoben. Deshalb sind wir innerhalb des jetzigen Spektrums links." Die Frage für Krautschädl sei auch, ob sich Gabalier über seine Auswirkung überhaupt bewusst ist. "Es haben sich in den vergangenen Jahre die sogenannten Einzelfälle bei ihm aber auch sehr gehäuft", bemerkte Sonntagbauer.

Damit sprach er verschiedene Aussagen bei Konzerten, in Sozialen Netzwerken oder in Bezug auf die Bundeshymne an. "Er greift natürlich auch Themen und Narrative von ganz weit rechts außen auf", analysierte der Bassist. "In der österreichischen Musikszene hat es diesbezüglich vermehrt ein Unbehagen gegeben. Wir haben jetzt versucht, das zu artikulieren." Wobei man den Kollegen und selbst ernannten "Volks-Rock'n'Roller" nicht als "Bösewicht" hinstellen wolle. "Eigentlich wollen wir nur eine Diskussion anstoßen. Das bedeutet auch Heimat für uns", so Sonntagbauer. "Sich gemeinsam darüber Gedanken zu machen, wer wir sein wollen und wie die Zukunft ausschauen soll."