Der Nachlass von Ingeborg Bachmann, Martin Luthers 95 Thesen, die Fotoreportagen von Erich Lessing und das "Karl-Kraus-Archiv" gehören zu den 22 Neueintragungen in das österreichische "Memory of the World"-Register. Das 2014 eröffnete Kulturregister zur Sicherung des dokumentarischen Erbes zählt damit 41 Dokumente und Sammlungen, teilte die österreichische UNESCO-Kommission am Donnerstag mit.

Der nun in die Liste aufgenommene, nahezu vollständig erhaltene Nachlass von Ingeborg Bachmann (1926-1973) umfasst neben ihrem gesamten schriftstellerischen Werk die umfangreiche Korrespondenz mit zahlreichen Künstlern, Philosophen und Intellektuellen. Er wird ebenso in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt wie die neu aufgenommenen Briefe der Philosophin Hannah Arendt an Günther Anders aus den Jahren 1939 bis 1970, Erich Lessings internationale Reportagefotografien aus den Jahren 1945 bis 1970 sowie das Fotoarchiv der United States Information Services (USIS). Die weiteren Dokumente stammen u.a. aus den Beständen des Österreichischen Staatsarchivs sowie erstmals der Wienbibliothek im Rathaus.

Das nationale "Memory of the World"-Register ergänzt die internationale, seit 1992 bestehende UNESCO-Liste des Weltdokumentenerbes. Im Fokus stehen die Bewahrung und der nachhaltige Schutz von wertvollen dokumentarischen Zeugnissen sowie der einfache Zugang zu diesem Wissen. Die nationale Liste umfasst für Österreich kulturell bedeutsame und historisch wichtige Handschriften, Urkunden, Drucke, Fotos und audiovisuelle Dokumente und wird alle zwei Jahre vom Fachbeirat der österreichischen UNESCO-Kommission erweitert. Sie sei sowohl "Anerkennung unserer kulturellen Vielfalt" als auch "ein Auftrag an uns, dieses Kulturerbe weiter zu pflegen, zu erhalten und zugänglich zu machen", wird Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) in einer Aussendung zitiert.