Universal ist demnach in finalen Verhandlungen um den Film, den Franz und Fiala gemeinsam schreiben und inszenieren wollen. Zum Jubeln sei es noch zu früh, aber: "Es schaut sehr, sehr gut aus", bestätigten Veronika Franz und Severin Fiala am Samstag die Hollywood-Pläne gegenüber der APA. Die Aussicht darauf, für ein US-Filmstudio selbst einen Film schreiben und drehen zu können, sei "relativ überraschend" gekommen so Fiala. "Das ist sehr ungewöhnlich und nicht einmal unsere Agenten haben damit gerechnet."

Als Franz und Fiala anlässlich der Oscar-Kampagne und des US-Kinostarts von "Ich seh Ich seh" im vergangenen Herbst in Los Angeles weilten, seien ihnen mitunter Drehbücher angetragen worden. Nun aber winkt die Chance, eine eigene Geschichte zu entwickeln - wobei "The Fortress" bis zuletzt noch nicht viel mehr als eine Idee war. Die beiden arbeiten gerade auf Hochtouren am Drehbuch zu dem "klassischen Horrorfilm" über Flüchtlinge auf einem Containerschiff; parallel entwickeln sie auch ihr heimisches Projekt "Des Teufels Bart" weiter - eine Biografie des letzten Henkers von Wien, der in der Nachkriegszeit bis 1950 neben seinem Brotjob als Filmvorführer vereinzelt Hinrichtungen durchführte.

Produziert werden soll "The Fortress" von Michael De Luca unter dem Banner seiner Produktionsfirma Michael De Luca Prods., die mit u.a. "Dracula Untold" (2014) und "Fright Night" (2011) bereits zuvor vielfach auf Horror-Produktionen setzte. Weil ein auf dem Meer angesiedelter Film wie "The Fortress" freilich nicht in Österreich realisiert werden kann, haben Franz und Fiala Michael de Luca angesprochen, der sich zuvor in einem Brief als Fan von "Ich seh Ich seh" (in den USA: "Goodnight Mommy") deklariert und auf seine Horrorfilm-Vergangenheit verwiesen hatte. "Wir haben ihn gefragt, wo man ein Schiff herkriegen könnte, nachdem er 'Captain Phillips' produziert hat", erzählt Franz. "Das war der Startpunkt. Er hat dann alles eingefädelt und ist nun auch unser Ansprechpartner."

Von Anfang an sei das österreichische Regie-Duo einer US-Produktion nicht abgeneigt gewesen - solange sie diese unter ihren eigenen Vorstellungen realisieren können. "De Luca scheint zu verstehen, was wir machen wollen, also gehen wir mir einem guten Gefühl da rein", sagt Fiala." Die Verhandlungen mit Universal werden über die Künstleragentur WME abgewickelt, die die beiden in den USA vertritt. "Wir kennen uns in dem System nicht so gut aus, also arbeiten wir einfach viel und warten auf finale Rückmeldung. Wir sind optimistisch."

"Ich seh Ich seh" ist nach der Peter-Kern-Doku "Kern" der erste Spielfilm von Veronika Franz und Severin Fiala, ihres Zeichens Tante und Neffe mit einer gemeinsamen Leidenschaft für Horrorfilme. Der von Ulrich Seidl produzierte Film um Zwillingsbuben, die ihre nach Gesichts-OPs einbandagierte Mutter nicht als solche erkennen, war im Vorjahr von Österreich ins Rennen um den Auslands-Oscar geschickt worden, schaffte es aber nicht auf die Shortlist. Die internationale Aufmerksamkeit war dennoch groß: "Ich seh Ich seh" erzielte mehr als 70 Festivalteilnahmen, über ein Dutzend Auszeichnungen sowie fast 1,2 Mio. Dollar Einspielergebnis an den US-Kinokassen.