"Es ist ein sehr weit angelegtes Projekt und führt immer weiter und weiter", sagte Ilsebill Barta, die Leiterin des Hofmobiliendepots, bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Unter anderem kam dabei die Erkenntnis, dass es sich bei den Lacktafeln an den Wänden der Kabinette ursprünglich um Paravents gehandelt hatte. Die Restauratorin Silvia Miklin-Kniefacz entdeckte außerdem anhand von Fotos von 1900, dass die Ausstattung der Zimmer nicht mehr dem Originalzustand entsprach. Denn auf diesen Abbildungen fanden sich andere Lacktafel-Motive.

Recherchen ergaben, dass der Austausch im Zuge einer Renovierung des Schlosses um 1899/1900 erfolgt ist. Konkret wurden die Tafeln aufgeschnitten und die ebenfalls mit Darstellungen überzogene Rückseite eingesetzt. "Die bisher verwendeten Vorderseiten sind in Vergessenheit", erzählte Miklin-Kniefacz. Sie fand sie schließlich im Bundesimmobiliendepot, dem Nachfolger des ehemaligen kaiserlichen Hofmobiliendepots. Dort fanden sich auch jene Tafeln, die in der Sockelzone ausgetauscht wurden. Nach erfolgreichen Proberestaurierungen beschlossen die Verantwortlichen, die Umgestaltung rückgängig zu machen und den Kabinetten mit den ursprünglichen Tafeln wieder stärker jenes Aussehen zu verleihen, das sie zur Zeit Maria Theresias hatten.

Auch 252 Porzellangefäße chinesischer, japanischer und europäischer Herkunft wurden unter die Lupe genommen. Diese waren auf aus den Wänden hervortretenden "Konsolen" befestigt - im Laufe der Zeit mithilfe von mehr oder weniger sanften Methoden. Künftig werden sie mit Wachs, wie sie auch in der Zahnmedizin verwendet werden, und wie schon einst mit Schrauben angebracht. Ziel ist es auch, die Präsentation der Gefäße möglichst originalgetreu zu gestalten. Das Rechercheergebnis ist aber dürftig, eine historische Aufstellung von 1944 sei die bis dato frühestmögliche Abbildung, hieß es. Offen ist auch noch, wie mit den fehlenden Objekten umgegangen wird - denn ursprünglich umfasste das Inventar 303 Stück. Ob diese nachgekauft, Kopien angefertigt werden oder die Konsolen frei bleiben, ist noch nicht entschieden.

Als weiterer Untersuchungsgegenstand neben den Kabinetten diente das "Porzellanzimmer" - wobei sich dort gar kein Porzellan befindet. "Die Raumausstattung und die Vertäfelung soll chinesisches Porzellan imitieren", erklärte Doris Müller-Hess vom Institut für Papierrestaurierung. Sie nahm die im Raum hängenden 212 Blau-Gouachen - dabei handelt es sich um mit Gouache gemalte Bilder - unter die Lupe, um herauszufinden, warum mehr als die Hälfte der Objekte trotz einer Restaurierung 1978 erneut braune Verfärbungen aufwies. Die Spezialistin nahm daher bei 31 Bildern eine spektralfotometrischen Farbwertmessung vor. Diese Untersuchung wird in fünf Jahren noch einmal durchgeführt. Erst dann wird über Maßnahmen entschieden.

Das Projekt rund um die "Chinesischen Kabinette" wurde vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert und vom Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst geleitet. "Die Forschungsarbeiten bilden nun die Entscheidungsgrundlagen, um diese beiden bedeutenden Zimmer konservatorisch einwandfrei und gleichzeitig ökonomisch vertretbar zu restaurieren", unterstrich Institutsleiterin Gabriele Krist.

Eines der Kabinette soll schon Mitte 2016, das andere Mitte 2017 fertig sein. Die Kosten werden von der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB) getragen und werden 2,39 Mio. Euro ausmachen, sagte Elfriede Iby, Leiterin der Abteilung Forschung und Dokumentation von Schloss Schönbrunn.