Es passierte mitten während der "Jedermann"-Aufführung auf dem Salzburger Domplatz. Laut "Salzburger Nachrichten" bemerkte das Schauspieler-Ensemble die FPÖ-Gäste  - Klubchef H. C. Strache und dessen Stellvertreter Johann Gudenus. Und in einem spontanen "Zwischenspiel" stimmten die Musiker die "Internationale" an, um so ihren Unmut auszudrücken.

"Statement"

"Das war eine ungeplante, spontane Aktion, wir stehen dazu", erläuterte der Schlagzeuger und Perkussionist Robert Kainar, der die "Jedermann"-Formation "ensemble013" leitet, in den "Salzburger Nachrichten" (SN). Beim Einzug der "Jedermann"-Tischgesellschaft folge nach der Auftrittsmusik jeweils eine kurze Sequenz, die Raum für Improvisationen lasse. Um ein Statement abzugeben, hätten die Musiker die "Internationale" zitiert. Er gebe durch seine Musik immer politische Statements ab, so Kainar. Er vermisse im österreichischen Kulturgeschehen, dass namhafte Künstler mit großer Popularität Stellung zu politischen Themen bezögen.

"Ich liebe diese Truppe"

Dies tat allerdings die Schauspielerin Katharina Stemberger, die beim "Jedermann" als Schuldknechts Weib selbst auf der Bühne stand: "Beim ,Jedermann' müssen wir die blau-braune Führungsriege entdecken. Die Stimmung sinkt. Was machen unsere hinreißenden Musiker: Sie stimmen in der zentralen Tischgesellschaft-Szene die ,Internationale' an! Ich liebe diese Truppe!!!", postete sie  auf Facebook.

Gar nicht bemerkt?

Die beiden Politiker haben Medienberichten zufolge nicht bemerkt, dass die "Internationale" angestimmt worden ist. Gudenus sprach außerdem von künstlerischer Freiheit.

Am Donnerstag bezog Strache dann aber Stellung und machte sich auf Facebook über die Aktion lustig:

Unterdessen hat sich die Direktion der Salzburger Festspiele deutlich von der Aktion gegen die Politik von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache distanziert. Man entschuldige sich bei den Zuschauern für die Störung, hieß es gegenüber Ö1.

"Private oder politische Meinungskundgebungen der Künstler haben in keiner der Vorstellungen der Salzburger Festspiele die Billigung der Festspielleitung und wir haben das Ensemble ausdrücklich darauf hingewiesen, dergleichen in Zukunft zu unterlassen", ließ der künstlerische Direktor Sven-Eric Bechtolf demnach in einer schriftlichen Stellungnahme wissen.

Auch "Jedermann"  distanziert sich

Auch "Jedermann"- Darsteller Cornelius Obonya sprach von einer "extrem unglücklich gewählten Kundgebung" und nahm auf Facebook zu dem Vorfall Stellung: "Diese Aktion der Musiker war spontan und weder mit dem Ensemble, oder mir persönlich abgesprochen. Ich finde diese Kundgebung extrem unglücklich gewählt. Würden wir in einer Diktatur leben, und das Theater wäre der letztmögliche Rückzugsort freier Meinungsäußerung, würde ich einer solchen Aktion zustimmen. Wir leben aber Gott sei Dank, in einer Demokratie. eder Politiker, oder gesellschaftlich exponierte Person, muss eine Theatervorstellung ohne jedwede politische Meinungsäußerung von der Bühne herunter, in welcher Form auch immer, besuchen können."